Stand: 01.06.2022 10:35 Uhr
Im deutschen Einzelhandel sind die Umsätze ungewöhnlich stark zurückgegangen. Besonders heftig ist der Einbruch bei Lebensmitteln - vermutlich eine Folge der gestiegenen Preise. Dazu kommen Lieferprobleme.
Die deutschen Einzelhändler haben im April wegen der hohen Inflation einen unerwartet starken Umsatzeinbruch erlitten. Ihre Einnahmen fielen trotz der Corona-Lockerungen um 4,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Real - also preisbereinigt - lag das Minus sogar bei 5,4 Prozent.
"Damit erreichte der reale Umsatz den tiefsten Stand seit Februar 2021", so die Statistiker. Ökonomen hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang von 0,2 Prozent gerechnet.
Historischer Umsatzeinbruch
Am stärksten sind die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel zurückgegangen. Zum Vergleich: Der Handel mit Nicht-Lebensmitteln schrumpfte real um 4,4 Prozent, während der Handel mit Lebensmitteln um 7,7 Prozent einbrach. "Dabei handelte es sich um den größten Umsatzeinbruch gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994", erklärten die Statistiker.
"Diese Entwicklung ist vermutlich den deutlich gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet." Im April kosteten sie 8,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag der Preisauftrieb bei Lebensmitteln noch einmal klar über dem durchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise, der im April 7,4 Prozent betrug.
Bauernverband fordert höhere Preise für Lebensmittel
Derweil dürfte sich der Trend steigender Lebensmittelpreise Experten zufolge im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Laut einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade dürften die Preise im Lebensmitteleinzelhandel 2022 um mehr als zehn Prozent anziehen.
Der Bauernverband erneuerte heute seine Forderung nach höheren Preisen für Lebensmittel: "Wir brauchen zwingend höhere Verkaufserlöse, um überhaupt weiter wirtschaften zu können", sagte Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied der "Augsburger Allgemeinen". Die Landwirte seien mit erheblichen Kostensteigerungen bei Diesel, Dünger und Futtermitteln konfrontiert, sagte Rukwied. "Diese massiven Kostensteigerungen können die Landwirte nicht alleine schultern, sie müssen auch an die Verbraucher weitergegeben werden."
Lieferprobleme wegen Corona in China
Dabei sind die stark steigenden Lebensmittelpreise nicht das einzige Problem, mit dem sich der Einzelhandel derzeit konfrontiert sieht: So hat die Schließung großer Häfen in China infolge von Corona-Ausbrüchen die Lieferprobleme im deutschen Einzelhandel nochmals verschärft.
In einer monatlichen Unternehmensumfrage beklagten im Mai 80,1 Prozent der Einzelhändler, dass sie nicht alle bestellten Waren liefern könnten, wie das Münchner ifo-Institut heute mitteilte. Im April waren es lediglich 67,1 Prozent, auf dem bisherigen Höhepunkt im vergangenen Dezember 81,6 Prozent.
Engpässe bei Spielwaren und Fahrrädern
Sämtliche befragten Spielwarenhändler berichteten von ausbleibenden Lieferungen. Auch in nahezu allen Baumärkten und Supermärkten bleiben den Angaben zufolge vereinzelt Lücken im Regal. Bei den Fahrradhändlern fehlen teilweise einzelne Komponenten, um die Räder fertig zu montieren. Fehlende Halbleiter und Chips lassen zudem die Auswahl bei elektronischen Produkten schrumpfen.
"Der Handel muss sich gegenwärtig vielen Herausforderungen stellen", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Die Corona-Beschränkungen sind zwar nahezu aufgehoben, jedoch drücken die Inflation und die Lieferengpässe auf die Stimmung."
Einzelhandels-Umsätze eingebrochen: Verbraucher sparen bei Lebensmitteln | tagesschau.de - tagesschau.de
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