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Sunday, October 22, 2023

Weniger Inhalt, schlechtere Qualität: Die dreisten Tricks der Lebensmittel-Hersteller - Merkur.de

Nicht mehr Energie und Sprit, sondern Lebensmittel sind inzwischen die Hauptpreistreiber in Deutschland. Die Industrie versucht, allzu offensichtliche Preiserhöhungen zu verschleiern.

München – Für Verbraucher ist es ein Ärgernis: Die Lieblingsschokolade enthält plötzlich weniger Marzipan, und im Eis ist nun Kokosfett statt Schlagsahne. Doch trotz verschlechterter Rezeptur kosten die Produkte im Supermarkt genauso viel oder sogar mehr als vorher. „Skimpflation“ nennt sich dieses Phänomen, das für Kunden beim Einkauf nur schwer auszumachen ist. Denn dafür müsste man das Kleingedruckte der Zutatenliste einer alten Verpackung mit dem einer neuen vergleichen – und wer schafft das schon?

Der Begriff „Skimpflation“ ist aus dem englischen Wort „skimp“ für knausern oder einsparen und „Inflation“ für Teuerung zusammengesetzt. Auch wenn sich finanzielle Effekte nicht konkret beziffern ließen, dürften sich Hersteller mit solchen Rezeptur-Änderungen teils kräftige Einsparungen sichern, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Wenn beispielsweise bei einem Rahmspinat statt 88 Prozent Spinat nur noch 67 Prozent in der Packung sind und stattdessen mit Wasser aufgefüllt wird, ist das auf jeden Fall eine riesige Kostenersparnis, weil Spinat mit Abstand die teuerste Zutat ist.“

Experten: Preis-Schwindel geht ans Geld - und an die Gesundheit

Ähnliche Beispiele kennt der Experte bei Margarine: Eine bekannte Marke enthalte nun statt der für Margarine vorgeschriebenen 80 Prozent Fett nur noch 60 Prozent – und stattdessen mehr Wasser. „Bei den tausenden Tonnen Jahresproduktion macht das viel aus“, sagt Valet. „Orientiert an den Weltmarktpreisen von Pflanzenöl kann das durchaus in die Hunderttausende gehen, vielleicht auch noch mehr. Das ist aber nur eine ganz grobe Schätzung.“

Eine Frau begutachtet das Käse-Sortiment eines Supermarkts. Die angebotenen Produkte könnten Beispiele für Preis-Schwindeleien sein, die Hersteller zur Kostenersparnis nutzen.

Bei marginalen Rezepturänderungen dürfte die Ersparnis entsprechend geringer ausfallen. Über die sogenannte Shrinkflation – also Produktpackungen mit weniger Inhalt, die zum gleichen Preis angeboten werden – könnten die Hersteller noch mehr einsparen zum Nachteil für Verbraucher. Aber nicht nur das Portemonnaie der Verbraucher ist betroffen, schlechtere Rezepturen können auch an die Gesundheit gehen.

Gesetzeslücke: Hersteller müssen Rezept-Änderungen nicht benennen

„Wenn zum Beispiel Sonnenblumenöl durch Palmöl ersetzt wird, enthält das Lebensmittel mehr gesättigte Fettsäuren“, sagt eine Sprecherin der Verbraucherorganisation Foodwatch. Auch der Ersatz hochwertiger Zutaten durch Zucker sei gesundheitlich problematisch. Die Hersteller sollten transparent über Rezeptur-Änderungen informieren – und falls sie minderwertige Zutaten verwenden, auch den Preis senken, so die Sprecherin. Es könne nicht sein, dass die Verbraucher, die derzeit ohnehin schon beim Einkaufen tiefer in die Tasche greifen müssten, auch noch schlechtere Qualität erhielten. Die Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, sind allerdings begrenzt, wie Valet deutlich macht. Hersteller müssten die Zutatenlisten bei Rezepturänderungen zwar anpassen, aber nicht konkret benennen, was geändert worden sei.

Zwar müsse in manchen Fällen noch zusätzlich die Produktbezeichnung geändert werden, und Margarine etwa heiße dann im Kleingedruckten „Streichfett“, weil sie nicht mehr genügend Fett enthält. Doch damit hätten die Hersteller die Vorgaben schon erfüllt. Teils stehe dann auch „neue Rezeptur“ auf den Packungen – doch was genau neu ist, sei nicht ersichtlich oder nur dann, wenn es tatsächlich zu einer Verbesserung gekommen sei, sagt Valet. Und wieder andere Hersteller scheuten sich nicht einmal, den Verbrauchern eine Verschlechterung als „bessere Rezeptur“ zu verkaufen.

So verstecken sich Preiserhöhungen

Die Lebensmittelindustrie kennt alle Tricks – und viele Hersteller nutzen sie auch. Die Verbraucherzentrale Hamburg ist ihnen auf der Spur. Seit Jahren beobachtet sie die Branche und warnt Konsumenten vor Mogeleien. Hier einige Tricks der Konzerne, um Preiserhöhungen zu verbergen:

Das Schrumpfprinzip

Für das gleiche – oder sogar mehr – Geld gibt es weniger Inhalt. „Shrinkflation“ nennt sich das. Dabei ist der Verpackung möglichst nicht anzusehen, dass weniger drin ist. Im Supermarkt findet man diese Variante recht häufig.

Der Mehr-drin-Trick

Eine größere Füllmenge suggeriert ein „Schnäppchen“, wird aber teurer verkauft. Deshalb immer die Preise pro 100 Gramm oder 100 ml vergleichen.

Der Händler-Trick

Ein und dasselbe Produkt geht bei verschiedenen Einzelhändlern in Packungen mit unterschiedlichen Füllmengen in den Verkauf – allerdings zum gleichen Preis.

Der Sammelpack-Trick

Mehrfach- oder Sammelpackungen suggerieren, dass Produkte besonders billig sind. Dabei werden zum Beispiel bei Schokoriegeln zwar fünf Stück zum etwas günstigeren Preis als die einzelnen Riegel verkauft; dafür sind die Riegel aber kleiner, was der Kunde nicht unbedingt bemerkt.

Der Dosier-Trick

Veränderte Dosiervorgaben führen dazu, dass eine größere Menge des Produkts benötigt wird. Zum Beispiel bei Geschirrspül- oder Waschmitteln.

Der Qualitäts-Trick

Durch einen geringeren Anteil der wertgebenden Bestandteile verschlechtert sich die Qualität des Produkts. Zum Beispiel sorgte vor einigen Jahren für große Aufregung, als Iglo den Fischanteil bei seinen Schlemmerfilets von 70 auf 52 Prozent senkte und der Preis bezogen auf den Fischanteil um 34,6 Prozent stieg.

Der Pseudo-günstig-Trick

Der Preis eines Produkts wird mit der Verringerung der Füllmenge gesenkt, doch der Preisnachlass entspricht nicht der Reduktion des Inhalts. Bei Teebeuteln senkte ein Hersteller die Füllmenge von 25 auf 20 Stück, der Preis sank aber nur von 0,99 auf 0,89 Euro. Preiserhöhung: 12 Prozent.

Der Portions-Trick

Produkte in vorportionierten Beuteln haben oft eine geringere Füllmenge als das Ausgangsprodukt. Der Preis wird nicht entsprechend reduziert. (com, dpa)

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