Wer im deutschsprachigen Raum auf den Social Media-Kanälen unterwegs ist, bekommt oft den Eindruck, dass die vegetarische und vegane Ernährung den Milch- und Fleischprodukten immer mehr den Rang abläuft.
Global gesehen geht es aber in eine ganz andere Richtung, wie der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) in einer aktuellen Mitteilung erklärt. Unterm Strich könnte sich die Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln weltweit gesehen sogar verdoppeln.
Der BRS beruft sich dabei auf Veröffentlichungen von Prof. Dr. Peer Ederer, dem Gründer und Direktor des in der Schweiz angesiedelten Forschunginstitutes GOALSciences.
Ederer ist auch Mitinitiator der so genannten „Dubliner Deklaration“, die, so der BRS, zwischenzeitlich von mehr als 1100 Wissenschaftler unterzeichnet wurde.
Stark steigende Weltbevölkerung, die sich tierische Lebensmittel leisten möchten und können
Die von Prof. Dr. Ederer erwartete steigende Nachfrage nach Fleisch, Milch und Milchprodukten sowie Eiern komme in erster Linie von den 60 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung, die zwar genügend Kalorien auf dem Teller haben, aber vermutlich nicht genügend Proteine und Mikronährstoffe.
Sie möchten und werden mehr tierische Nahrungsmittel konsumieren. Zudem sei genau das die Bevölkerungsgruppe, die in den nächsten 25 Jahren um weitere 2 Milliarden Menschen wachsen wird.
Niemand habe das Recht, diesen Menschen eine adäquate Ernährung zu verwehren, und dies werde weitgehend nur mit Tieren funktionieren, meint Ederer, der sogar von „europäischen Vegetarier-Phantasien“ spricht.
Milch und Fleisch: Große Vielfalt in der Produktion
Ederer und seine wissenschaftlichen Kollegen fordern vielmehr eine nachhaltige Intensivierung und Optimierung der Nutztierhaltung sowie eine bessere Ausschöpfung der großen Vielfalt an Produktionsformen, die Nutztiere bieten.
Nutztiere seien für die Aufrechterhaltung des Nährstoffkreislaufs in der Landwirtschaft unersetzlich. Sie verwandeln große Mengen an ungenießbarer und minderwertiger Pflanzenmasse in hochwertige Nahrung.
Und das gilt nicht nur für das Futter, das auf dem Grünland wächst: Auch bei der Erzeugung und Verarbeitung pflanzlicher Lebensmittel fallen knapp 80 Prozent Nebenprodukte an.
Wiederkäuer veredeln Futterflächen und Nebenprodukte pflanzlicher Lebensmittel
Nutztiere können diese für den Menschen nicht verwertbaren Produkte als Futter verwerten, was zu einer bestmöglichen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion beitrage. Insbesondere Wiederkäuer sind in der Lage, Grenzertragsstandorte oder Wiesen und Weiden als Ressource zu nutzen, die sonst nicht direkt für die menschliche Nahrungsproduktion geeignet sind.
Auf diese und weitere Zusammenhänge macht Prof. Peer Ederer in der Publikation aufmerksam. Die mehr als 1100 Wissenschaftler würden damit den Kritikern begegnen, die auf der Basis von „ideologisierten Narrativen“ eine Abschaffung der Tierhaltung und eine Reduzierung des Fleischverzehrs fordern, wie es weiter heißt. Für diese Forderung würden laut Ederer Argumente bemüht, die einer differenzierteren wissenschaftlichen Überprüfung nicht Stand halten.
Produktion von tierischen Lebensmitteln nachhaltiger machen
Die Agrarwissenschaftler hätten durchaus erkannt, welche Probleme sich für Ressourcen und Umwelt durch eine steigende Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln ergeben werden. Sie warnen aber vor Argumenten, für die es keine wissenschaftliche Evidenz gibt.
Auch würde immer wieder behauptet, dass Menschen mit aktuell hohem Fleischkonsum gesundheitlich profitieren würden, wenn sie in ihrer Ernährung Fleisch durch pflanzliche Lebensmittel ersetzen. Insbesondere die „Eat Lancet Planetary Health Studie“ (Willet 2019) habe es nach Meinung von Ederer zu einem traurigen Ruhm gebracht. Bei dieser „Studie“ handle es sich weder um eine Erhebung wissenschaftlicher Primärdaten, noch um eine objektive Übersicht über solche Erhebungen.
Macht Fleisch krank?
Nach aktuellem Wissensstand (Johnston 2019, Lescinsky 2022) würden sich diese Gesundheitsrisiken nicht bestätigen, meint Ederer. Hingegen sei der Diätempfehlung bereits mehrfach eine mangelnde Umsetzbarkeit, verbunden mit gesundheitlichen Risiken durch Mangelernährung und Kulturimperialismus bescheinigt worden (Beal 2023, Mente 2023, The Nutri CoLab 2020).
Tierhaltung: Besser und nachhaltiger werden
Laut BRS wirbt die Wissenschaftsgruppe für eine ideologiefreie Diskussion zu den besprochenen Themen. Anstatt die Abschaffung der Tierhaltung zu fordern, wie von einigen Organisationen gefordert, gehe es darum, noch besser und nachhaltiger zu werden. „Wenn wir die Tierhaltung abschaffen, werden Treibhausgase lediglich in andere Regionen verlagert“, wie es weiter heißt. Wie diese nachhaltigere Tierhaltung aussehen kann, war nicht Inhalt der aktuellen Mitteilung.
Die GOALSciences wird von der Global Food and Agribusiness Network (https://ift.tt/RA4Beaq) organisiert, einem in der Schweiz registrierten Unternehmen, das nach eigenen Angaben ergebnisoffene und unabhängige wissenschaftliche Forschungs- und Seminardienstleistungen für öffentliche und private Kunden durchführt.
Milch und Fleisch statt vegan: Tierische Lebensmittel weltweit gefragt - agrarheute.com
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