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Thursday, April 27, 2023

Preisschock im Supermarkt: Der Kunde ist der Verlierer | Nachrichten aus aller Welt - Lippische Landes-Zeitung

Die Preise für Lebensmittel steigen deutlich höher als es Experten für angemessen halten. Die Entwicklung birgt enorme Gefahren, kommentiert unser Autor.

Die Menschen in Deutschland können sich von ihren Löhnen immer weniger kaufen – das ist vor allem ein Übel der Inflation. Auf vier Prozent hat das Statistische Bundesamt diesen Effekt nun für 2022 beziffert, der dritte Rückgang in Folge. Im Mittelpunkt dieser Entwicklung stehen Lebensmittel. In kaum einem Bereich sind die Preissteigerungen aktuell höher und der Verlust der Kaufkraft damit spürbarer als im Supermarkt.

Dafür gibt es plausible Gründe wie die gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe. Während diese wieder sinken, kommen neue Probleme hinzu: Teile Spaniens, Frankreichs sowie der Norden Italiens beklagen schon jetzt im Frühjahr eine historische Wasserknappheit. In Katalonien müssen Landwirte beispielsweise mit 40 Prozent weniger Wasser auskommen. Das schürt neue Ängste vor Versorgungsengpässen.

Eine Studie des Versicherers Allianz stellt zugleich aber fest: Rund ein Drittel der Preiserhöhungen für Lebensmittel in Deutschland lässt sich eben nicht plausibel erklären. Der Vorwurf: Die großen Konzerne nutzen die Krise schamlos aus, um ihre Gewinne zu steigern. Nahrungsmittel seien so zum größten Inflationstreiber hierzulande geworden. Das beklagen auch Supermarktketten, die im Streit um Gewinnmargen immer häufiger ganze Konzerne aus dem Sortiment verbannen. Die fühlen sich wiederum von der großen Marktmacht einzelner Ketten seit Jahren drangsaliert.

Auf Nahrung kann niemand verzichten

Die großen Verlierer dieses Streits sind die Kunden, vor allem jene, die ohnehin wenig Geld zur Verfügung haben. Denn natürlich geht es hier nicht nur um den Streit zweier eng verbundener Wirtschaftszweige, sondern im Kern um die essenzielle Grundversorgung der Menschen. Auf vieles lässt sich verzichten, auf Nahrung sicher nicht. Zudem haben sich viele längst eingeschränkt und kaufen deutlich weniger ein. Die Möglichkeiten zum Sparen sind ausgereizt. Besonders stark ist die Nachfrage nach Bio- und Fairtrade-Produkten eingebrochen – auch das ist nach den Anstrengungen für mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit ein herber Rückschlag, beim Blick auf die Preise oft aber auch verständlich.

Hoffnung auf eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Der Preisanstieg dürfte sich zwar verlangsamen, aber wohl noch bis mindestens Mitte des kommenden Jahres anhalten. Dann erwarten Experten eine Stagnation auf hohem Niveau.

Was also tun? Verbraucher können auf unangemessen wirkende Preissprünge natürlich reagieren und zu anderen Produkten greifen, am besten aus der Region. Wer es sich leisten kann, kann beispielsweise auch die Tafeln unterstützen – sie sind wichtiger denn je.

Doch setzt sich die Entwicklung fort, dürfen drastische Mittel kein Tabu mehr sein. Die Allianz-Studie sah Hinweise auf fehlenden Wettbewerb in der Lebensmittelindustrie. Das wäre ein Ansatzpunkt für das Kartellamt. Ein anderer: Portugal hat kürzlich die Mehrwertsteuer auf bestimmte Grundnahrungsmittel ausgesetzt.

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