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Thursday, March 16, 2023

Inflation bei Lebensmitteln: Teuer wird es vor allem für die Armen - DER SPIEGEL

Einkaufswagen beim Discounter: Überdurchschnittlicher Preisanstieg bei den Eigenmarken

Einkaufswagen beim Discounter: Überdurchschnittlicher Preisanstieg bei den Eigenmarken

Foto: Martin Wagner / IMAGO

Beim Lebensmitteleinkauf bekommt jede und jeder die Inflation deutlich zu spüren – mehr als zwei Drittel der Produkte im Handel sind im vergangenen Jahr teurer geworden. Besonders hart trifft es aber jene Haushalte, die ohnehin auf jede Ausgabe achten müssen. Wer sparen muss oder will, geht häufiger zum Discounter als zum Supermarkt oder Bioladen – und legt mehr Eigenmarken in den Einkaufswagen.

Und genau für diese Menschen ist es laut einer Analyse der Verbraucherorganisation Foodwatch im vergangenen Jahr besonders teuer geworden.

Zwar werben Aldi und Co. offensiv mit den günstigen Preisen ihrer Eigenmarken und die sind größtenteils auch immer noch günstiger als Markenprodukte. Allerdings haben die Lebensmittelhändler hier laut Foodwatch im vergangenen Jahr besonders kräftig zugelangt: Die Preise in Supermärkten und Discountern sind bei rund 70 Prozent der Produkte gestiegen, bei Ja!, Milbona, Milsani oder gut&günstig demnach aber doppelt so stark wie bei Markenprodukten.

Eigenmarken verteuern sich doppelt so stark

Im Schnitt kosteten diese Eigenmarkenprodukte von Rewe, Edeka, Lidl und Aldi im Januar 2023 demnach knapp 31 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bei den Markenprodukten waren es nur 14,5 Prozent. Die allgemeine Inflation bei Lebensmitteln lag laut Statistischem Bundesamt dagegen nur bei gut 20 Prozent.

Die Daten hat Foodwatch von Smhaggle bekommen, einer Preis-App, in die Nutzerinnen und Nutzer die Kassenbons ihrer Einkäufe hochladen können. Das Unternehmen hat demnach die Preisentwicklung der sogenannten Preiseinstiegs-Eigenmarken zwischen Januar 2022 und Januar 2023 ausgewertet und als Vergleich alle in der App verfügbaren Markenprodukte.

Foodwatch kritisiert vor allem die Eigenwerbung der Lebensmittelhändler, die sich anscheinend auf die Seite der Verbraucher stellen, wie Rewe-Chef Lionel Souque im SPIEGEL-Interview . Ein Beispiel: Rewe hat Ende 2022 Kellogg’s Frühstücksflocken ausgelistet, weil diese so teuer geworden sind. Die Supermarktkette bewirbt dafür die günstigeren Eigenmarkenprodukte von Ja!. Die allerdings wurden 25 Prozent teurer, während das kritisierte Markenprodukt nur um knapp neun Prozent zulegte.

Preisunterschiede bei Eigenmarken? Gibt es fast nicht

Die Verbraucherorganisation listet in ihrer Untersuchung eine ganze Reihe solcher Beispiele auf – und weist außerdem darauf hin, dass es so gut wie keinen Preisunterschied bei den Eigenmarken der unterschiedlichen Ketten gibt. Den von Smhaggle gesammelten Daten zufolge läuft es immer gleich: Erhöht ein Händler den Preis, ziehen die anderen innerhalb von wenigen Tagen nach, fast bis auf den Cent.

Natürlich gibt es Gründe für die Preissteigerung: Rewe-Chef Souque sagt dazu , dass Markenhersteller höhere Margen hätten. Bei der knappen Kalkulation der Eigenmarken müssten Preissteigerungen im Einkauf vollständig weitergegeben werden. Ob das tatsächlich so ist und auch für Aldi, Lidl und Edeka gilt, ist allerdings unklar: Der Bitte nach Erläuterungen zu den Preissteigerungen ist laut Foodwatch keine der vier großen Ketten nachgekommen.

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    In Euro und Cent ist der Anstieg bei den Eigenmarken zwar meist trotzdem noch geringer als bei den Markenartikeln. Aber er trifft vor allem jene Menschen, die besonders auf ihre Ausgaben achten müssen und ihr Budget für Lebensmittel nicht mal eben um 30 Prozent steigern können. Bei sättigenden Grundnahrungsmitteln wie Nudeln, Reis, Mehl oder Hülsenfrüchten ist der Foodwatch-Analyse zufolge der Preisanstieg mit bis zu 75 Prozent besonders hoch.

    Das hat zum Teil drastische Auswirkungen: Den aktuellsten Zahlen zufolge waren Ende 2021 12,5 Millionen Menschen in Deutschland zumindest zeitweise von Ernährungsarmut betroffen. Und das war vor dem Anstieg der Lebensmittelpreise. Foodwatch fordert die Bundesregierung daher auf, die Regelsätze für das Bürgergeld anzuheben, in Schulen und Kitas kostenlose Mittagessen anzubieten und die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf null zu senken.

    Für eine ausgewogene, gesunde Ernährung reichte das Geld für armutsbetroffene Menschen schon vor dem Anstieg der Inflation kaum.

    Anmerkung der Redaktion: Wir haben nach Erscheinen des Textes eine Passage präzisiert: Die Preise wurden bei knapp 70 Prozent der Eigenmarken erhöht – um durchschnittlich 31 Prozent.

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