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Sunday, December 24, 2023

Thüringen: Rund 34.000 Menschen bezogen Lebensmittel über Tafeln - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN

Großer Andrang, weniger Lebensmittel von den Supermärkten: Die Thüringer Tafeln arbeiten schon jetzt am Limit. Ungeachtet dessen, wird ihr Zulauf wohl auch im kommenden Jahr weiter steigen.

Erfurt (dpa/th) - In Thüringen haben in diesem Jahr so viele Menschen das Angebot der Tafeln genutzt wie nie zuvor. Rund 34.000 Menschen hätten 2023 Lebensmittel über die Tafeln bezogen, sagte die Vorsitzende des Landesverbands Tafel Thüringen, Beate Weber-Kehr, der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist ein Höchststand." Im Vergleich zum Jahr zuvor sei die Zahl der Tafel-Besucher damit um etwa 30 Prozent angewachsen. Grund für den Anstieg seien insbesondere die vielen ukrainischen Familien, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen seien.

Wartelisten für Bedürftige

Auch für 2024 werde mit einer weiteren Zunahme gerechnet. Das stelle die derzeit 31 Tafeln im Freistaat vor große Herausforderungen, sagte Weber-Kehr. Diese seien bereits jetzt an ihre Belastungsgrenzen gekommen. So gebe es mancherorts Wartelisten, weil Ausgabestellen keine neuen Kunden mehr annehmen. "Ich halte das psychologisch für schwierig, wenn Menschen sich zum Gang zur Tafel durchringen und dann vertröstet werden", sagte die Vorsitzende.

Deshalb solle im kommenden Jahr verstärkt nach Wegen gesucht werden, wie auch diesen Bedürftigen zeitnah Hilfe angeboten werden könne. Dies sei unter anderem denkbar, indem die Ausgaben gestreckt und die Körbe kleiner werden oder die bereits angenommenen Kunden in größeren Abständen kommen, damit auch neue Besucher bedacht werden könnten. Zudem wollen die Tafeln verstärkt Rentner in den Blick nehmen, die das Angebot zuletzt weniger genutzt hätten, obwohl sie es nötig hätten, sagte Weber-Kehr.

Sorge um Lebensmittelnachschub

Ein weiteres Problem sei, das Supermärkte aus Gründen der Wirtschaftlichkeit weniger an Tafeln abgeben. Laut der Landesvorsitzenden ist dieser Trend bereits seit zwei Jahren zu beobachten. Entweder reduzierten die Ketten die Preise für Waren mit kurzer Haltbarkeit selbst oder Wiederverwerter kauften Lebensmittel auf und böten diese dann zu kleinsten Preisen an. Auch Biogasanlagen würden Lebensmittel abnehmen.

Neben Supermärkten erhalten die Tafeln aber ebenso Großspenden von Herstellern. In diesem Jahr seien mehr als 2100 Paletten solcher Großspenden - von Joghurt, über Getränke bis hin zu Konserven - an die Thüringer Tafeln gegangen. In einem Pilotprojekt habe in diesem Jahr ein Logistikunternehmen diese Großspenden direkt an die Tafeln ausgeliefert, so dass diese nicht aus einem Lager im Weimarer Land abgeholt werden mussten, sagte Weber-Kehr.

Das habe Ressourcen gespart, da die Tafeln nicht erst ein Auto organisieren und einen Fahrer einsetzen mussten. Die Verteilung der Großspenden durch ein Logistikunternehmen solle auch 2024 fortgesetzt werden, sagte Weber-Kehr. Das Land habe dafür bereits einen Anteil von rund 40.000 Euro zugesichert.

In Thüringen engagieren sich den Angaben nach derzeit 857 Mitarbeiter bei den Tafeln - davon arbeiten 656 ehrenamtlich. Die Tafeln verteilen gespendete Waren, die so auch vor dem Verfall gerettet werden. Das geschieht in der Regel in Zusammenarbeit mit den Supermärkten und Discountern. Die Besucher der Tafeln geben einen kleinen Obolus für die Lebensmittel, die sie dort erhalten. In der Regel sind das momentan laut dem Verband zwischen zwei bis vier Euro.

Im ersten Quartal 2024 soll die in diesem Jahr geschlossene Tafel in Kahla dann wieder mit neuem Personal öffnen, kündigte die Landesvorsitzende an.

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