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Monday, September 11, 2023

Frankreich geht gegen Lebensmittel-Hersteller wegen Shrinkflation vor - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Amora Mayonnaise von Unilever , Lay‘s Chips und Lipton Ice Tea von PepsiCo sowie Kaffeepads Dolce Gusto Grande Intenso von Nestlé haben eines gemeinsam: Ihr Verpackungsinhalt im Supermarkt ist deutlich kleiner geworden – bei steigendem Preis. Weil die Veränderung für Konsumenten oft nur schwer erkennbar ist, erhitzen solche Fälle von „Shrinkflation“ seit geraumer Zeit die Gemüter. In Frankreich hat die Debatte in den vergangenen Tagen noch einmal Fahrt aufgenommen. Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno Le Maire nannte es im Fernsehsender Franceinfo „skandalös“, „inakzeptabel“ und „Abzocke“, für ein Produkt mehr zu bezahlen und weniger zu erhalten.

„Das hat es schon immer gegeben, aber diese Praxis nimmt immer mehr zu“, sagte Le Maire und kündigte an, dagegen vorgehen zu wollen. So solle ein für Anfang Oktober erwarteter Gesetzestext, der Hersteller und Händler zur Inflationseindämmung zu einer Vorverlegung ihrer alljährlichen Preisverhandlungsrunden verpflichten soll, eine neue Kennzeichnungspflicht für Fälle von „Shrinkflation“ enthalten. „Es wird eine Klausel geben, die die Hersteller dazu verpflichtet, die Reduzierung des Inhalts deutlich sichtbar anzugeben, wenn sie die gleiche Verpackung verwenden“, so der Minister.

Die französische Supermarktkette Carrefour ist dem nun zuvorgekommen. Öffentlichkeitswirksam kündigte Konzernchef Alexandre Bompard im Fernsehsender France 5 an, in Eigeninitiative von „Shrinkflation“ betroffene Produkte von diesem Montag an zu kennzeichnen. Ist der Preis bei geschrumpftem Verpackungsinhalt gestiegen oder gleichgeblieben, werde fortan ein orangefarbenes Etikett in Größe von 13 mal 13 Zentimeter auf die Veränderung hinweisen – ergänzt mit dem Versprechen des Händlers an die Kunden, den Preis für das Produkt neu zu verhandeln zu wollen.

Bompard zufolge gelte das für alle rund 4000 französischen Supermärkte von Carrefour. Mit einem Marktanteil von knapp 20 Prozent ist das Unternehmen Frankreichs zweitgrößter Einzelhändler hinter E. Leclerc . In Deutschland ist Carrefour nicht präsent. Schon vor Kurzem versah Wettbewerber Intermarché, der zum drittgrößten Einzelhandelskonzern Les Mousquetaires gehört, Tiefkühlkartoffeln des schwedischen Herstellers Findus mit einem „Shrinkflation“-Warnhinweis.

Von Herstellerseite gibt es Kritik an dem Pranger. Zweifellos könne man Verbraucher besser informieren, sagte Jean-Philippe André, der dem Verband der französischen Lebensmittelindustrie vorsteht, im französischen Fernsehsender RTL. Von „Abzocke“ könne aber keine Rede sein. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass es auf der einen Seite Räuber und auf der anderen Seite weiße Ritter gibt“, sagte André, der auch das Frankreichgeschäft des deutschen Süßwarenfabrikanten Haribo leitet. Es sei „sehr heuchlerisch, zu sagen, dass es Betrügereien gibt“, schließlich hätten die Händler, die betreffenden Produkte akzeptiert.

Die anhaltend hohe Inflation beschäftigt die Franzosen weiterhin sehr. Im August lag die Teuerungsrate nach einer ersten Schätzung des nationalen Statistikamts Insee mit 4,8 Prozent 0,5 Punkte höher als im Juli. Der Anstieg ist höheren Energiepreisen geschuldet – zum einen sind wie in Deutschland die Mineralölpreise gestiegen, zum anderen hat die französische Regierung zum 1. August die staatlich regulierten Strom- und Gastarife um 10 Prozent angehoben. Die Inflationsrate für Nahrungsmittel ist nach 12,7 Prozent im Juli im August leicht gesunken, bleibt mit 11,1 Prozent aber zweistellig.

Demoskopen sehen einen Zusammenhang zwischen der hohen Teuerungsrate und den nach wie vor mäßigen Beliebtheitswerten für Präsident Emmanuel Macron. „Er ist zwar präsent, aber das hat keine Auswirkungen, weil ein Teil der Öffentlichkeit seine Botschaften nicht versteht und auf Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation wartet“, zitierte die Wirtschaftszeitung „Les Echos“ Bernard Sananès, Chef des Meinungsforschungsinstituts Elabe. Nach einem leichten Anstieg der Popularitätswerte im Frühsommer sank die Zustimmung für Macron in der jüngsten Elabe-Umfrage leicht von 28 auf 27 Prozent.

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