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Wednesday, August 16, 2023

Regionale Lebensmittel: Was sie den Landwirten und der Umwelt bringen - agrarheute.com

Im Februar 2023 haben Verbraucher bei einer Befragung im Auftrag des Schweizer Bundesamtes für Landwirtschaft angegeben, dass regionale Produkte für sie oberste Priorität haben. 89 Prozent der Befragten sagten, dass sie immer, wenn es ihnen möglich ist, Produkte aus der Schweiz kaufen. Der wichtigste Grund für diese Entscheidung seien die kurzen Transportwege. Danach folgen „Schweizer Bauern unterstützen“ und „Hohe Qualität“ als Begründungen.

Das Umfrageergebnis könnte für Landwirte in der Schweiz eine positive Nachricht sein. Doch in der letzten Woche zitierte die NZZ Studien, aus denen hervorgeht, dass Importware oft eine bessere Ökobilanz habe als die regionalen Lebensmittel. Verbraucher und Landwirte reagieren mit Unverständnis.

Transport von Importware laut NZZ überbewertet

In der Auswertung der NZZ werden die Ökobilanzen regionaler Lebensmittel mit denen von importierten Waren gegenübergestellt. Insbesondere der Transport der ausländischen Produkte falle nicht so ins Gewicht, wie von den Verbrauchern angenommen. 

Angeführt wird eine Studie der Fachzeitschrift Science von 2016: Entlang der Wertschöpfungskette eines Produkts würden durchschnittlich nur 6 Prozent der Treibhausgasemissionen beim Transport anfallen. 3 Prozent gingen auf die Verpackung zurück. 80 Prozent der CO-Äquivalente gingen hingegen auf den Faktor „Landwirtschaftliche Produktion“ zurück.

Fachleute aus dem Umwelt- und Agrarbereich hätten gegenüber der NZZ bestätigt, dass die Art der landwirtschaftlichen Produktion – also die Berücksichtigung des Einflusses auf Boden, Wasser, Biodiversität und Klima – den Löwenanteil in der Ökobilanz ausmachten.

Richtige Kaufentscheidung bei Lebensmitteln unmöglich?

Aus den Ökobilanzen könne sich beispielsweise ergeben, dass Bio-Himbeeren aus Serbien ökologischer seien als konventionelle Himbeeren aus der Schweiz, sagte ein Agrarexperte der NZZ. Das sei für Verbraucher kompliziert und widerspräche ihrem Gefühl. Noch schwieriger werde es, wenn die Berechnungen im Jahresverlauf schwankten.

So zeige eine vom WWF beauftragte Studie der ETH Zürich von 2016, dass die Schweizer Verbraucher nur in den Sommermonaten regionale Tomaten kaufen sollten. Von Oktober bis Mai sei es hingegen besser, sich für spanische Tomaten zu entscheiden, da diese nicht in beheizten Gewächshäusern angebaut werden müssen. Laut der Studie seien die Treibhausgase für eine Tomate aus einem beheizten Gewächshaus in der Schweiz zehnmal so hoch wie für eine Tomate aus Südspanien.

Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt variieren

Auch die Umweltstandards im Ausland sprächen nicht gegen den Griff zum Importprodukt. Diese seien in den Nachbarländern der Schweiz entgegen der verbreiteten Annahme nämlich nicht unbedingt schlechter. Das führe einer Agroscope-Studie von 2015 zufolge dazu, dass nur Käse und Kartoffeln aus der Schweiz eine bessere Ökobilanz aufweisen als importierte Produkte. Beispielsweise sei für die Schweizer Verbraucher Weizen aus Frankreich oder Rindfleisch aus Deutschland unter Umweltgesichtspunkten günstiger.

Im Vergleich mit Bioprodukten aus dem Ausland schnitten die konventionellen Angebote aus der Schweiz insgesamt schlechter ab. Durch ihre hohe Kaufkraft könnten die Schweizer sogar zu einer nachhaltigeren Produktion im Ausland beitragen, heißt es in der NZZ.

Verbraucher und Landwirte wollen an regionalen Lebensmitteln festhalten

In der Facebook-Community widerspricht das Meinungsbild dem NZZ-Artikel eher. Hier behalten regionale Lebensmittel großen Zuspruch. Außerdem wird deutlich, dass Kaufentscheidungen anhand der Ökobilanzen für die Konsumenten eine Überforderung darstellen und kaum umsetzbar sind.

"Regional einkaufen, hilft der lokalen Wirtschaft, der Umwelt aber nicht wirklich". Das sagen NZZ-Leser auf Facebook zum Beitrag:
 

„Tomaten aus Südspanien sind ökologischer als Tomaten aus einem Treibhaus in der Schweiz (im Herbst und Winter). Es scheint so, dass jedes Produkt individuell angeschaut werden muss. Je nach Jahreszeit, Transportart, Herkunftsregion, Produktionsart. etc. ist ein unterschiedliches Resultat möglich. Wer bitte soll da noch durchblicken? Wie soll da ein vernünftiges Einkaufen noch möglich sein?“, bringt es Remo B. auf den Punkt.

„Ist jetzt ein Witz, oder? Wir kaufen also dem Ausland die Lebensmittel weg, nehmen den einheimischen Bauern die Lebensgrundlage und behaupten auch noch, dass der Transport (fast) keine Rolle spielt? Es ist ja nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein sozialer Hintergrund“, schreibt Sabine L.

Dass Schweizer Produkte vor allem gekauft werden, um die Landleute zu unterstützen, denkt Facebook-User Franz P. Allerdings stellt er die Bedeutung des Transports in Frage: „Auch Qualität spielt eine Rolle. Umweltschutz mag auch eine Rolle bei der Auswahl spielen, aber da stimme ich der NZZ zu, das ist oft Unsinn.“

„Es zählt nicht mehr was wissenschaftlich zu belegen ist oder was sachlich richtig ist. Es zählt heute mehr und mehr ob es dem eigenen Weltbild entspricht. Ob die Tomate aus dem beheizten und beleuchteten Gewächshaus in Nordeuropa eine schlechte Ökobilanz hat als die aus Ägypten spielt keine Rolle mehr, denn sie ist ja regional angebaut worden also muss sie ja besser sein“, merkt Thomas P. kritisch an.

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