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Monday, August 14, 2023

Einkaufen: Warum sind Lebensmittel in ausländischen Supermärkten teurer? - Merkur.de

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Qualitätsunterschiede schmeckt man am ehesten bei Obst und Gemüse.

Ob Frankreich, Spanien oder Italien: Wie günstig deutsche Supermärkte sind, merken viele Urlauber erst im Ausland. Dabei haben Preis und Qualität wenig miteinander zu tun, sagt Supermarkt-Experte Thilo Bode.

Ein Campingplatz im Südosten von Korsika. Zwei ältere Paare unterhalten sich in schwäbischem Dialekt über dies und jenes und, natürlich, auch über die hiesigen Preise. „Ein Bier für acht Euro! Eiskaffee kostet über drei Euro! Ein normaler Frühstückseinkauf für 30 Euro!“, stöhnt Ehepaar eins. Ehepaar zwei scheint das eher kaltzulassen: „Ja, so ist das halt. Man kann nirgendwo so günstig im Supermarkt einkaufen wie in Deutschland.“

Nun ist der örtliche Supermarkt in Touristengebieten vermutlich nicht der treffsicherste Indikator, um internationale Preise zu vergleichen. Doch auch Zahlen, die das durchschnittliche Preisniveau länderübergreifend berücksichtigen, belegen eine gefühlte Wahrheit, die viele deutsche Urlauber gerade erleben: Deutschland ist eher günstig.

Preise für Lebensmittel: Deutschlands Supermärkte vergleichsweise günstig

Die britische BBC hat unlängst eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei verglich das Marktforschungsinstitut Circana die Preise aus dem März 2023 von 23 typischen Konsumartikeln wie Butter, Klopapier oder Zahnpasta in Großbritannien, Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Das Ergebnis: Deutschland ist in dieser Auswahl mit 55 Euro am günstigsten. Die höchsten Preise müssen die Konsumenten demnach in Frankreich (79 Euro) bezahlen, gefolgt von Spanien und Italien (jeweils 62 Euro), Großbritannien (60 Euro) und den Niederlanden (58 Euro).

Besonders günstig waren in Deutschland dem Vergleich zufolge Milch, Joghurt, Dosenfisch, Babynahrung, Zucker und Süßstoff, Spülmittel sowie Tierfutter. Relativ hoch sind im europäischen Vergleich die deutschen Nudelpreise.

Supermärkte in Deutschland: Große Konkurrenz

Die Frage nach dem Warum ist nicht ganz einfach zu beantworten. Ein gängiges Argument sind Steuern. In Deutschland wird auf die meisten Lebensmittel nur der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent (sonst 19 Prozent) erhoben. Die Unterscheidung ist nicht ganz trennscharf, monieren Kritiker. Während Äpfel nur mit sieben Prozent besteuert werden, fällt bei Apfelsaft, da es als Luxusgut gilt, der volle Steuersatz an. Trüffel und Froschschenkel gelten hingegen nicht als Luxusgut. Ermäßigte Steuersätze greifen allerdings auch in anderen Ländern – 5,5 Prozent in Frankreich, 5 Prozent in Italien. Spanien hat Anfang 2023 die Steuer auf Grundnahrungsmittel sogar vollständig gestrichen.

Was hierzulande jedoch anders ist: Der Lebensmittelmarkt gilt als besonders hart umkämpft. „In Deutschland beherrschen vier Konzerne – Rewe, Edeka, Aldi und Lidl – den Markt zu 85 Prozent“, sagt Thilo Bode, Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und Autor („Der Supermarkt-Kompass“). „Da gibt es einen heftigen Konkurrenzkampf, was die Preise nach unten drückt.“ Und es gibt noch eine deutsche Besonderheit: die Präsenz der Discounter. „Das Konzept ist in Deutschland groß gemacht worden, deswegen gibt es hier auch so viele wie nirgendwo sonst“, sagt Bode.

Supermarkt-Experte Thilo Bode: Preise sagen nichts über Qualität

Einkaufen ist in Deutschland also tendenziell günstiger als in vergleichbaren Nachbarländern. Die Frage muss erlaubt sein, ob das nun eine gute oder schlechte Nachricht ist. „In Zeiten von diesen Inflationsraten ist es eigentlich eine gute Nachricht, dass Deutschlands Supermärkte so günstig sind“, sagt Bode. Sein Hauptargument lautet, dass der Preis eines Lebensmittels wenig bis gar nichts über die Qualität aussagt. „Zum einen gibt es zu wenig Informationen, und zum anderen sind diese Angaben oft irreführend“, so Bode.

Um das zu veranschaulichen, spricht der Aktivist über Olivenöl. „Wie soll ein normaler Mensch aus 20 Angeboten, die alle das höchste Gütesiegel (‚native extra‘) tragen, aber zwischen zehn und 30 Euro kosten, herausfinden, welche Flasche jetzt hochwertig ist – und welche nicht? Beim Kauf eines Fahrrads oder Fernsehers wäre so eine Informationsarmut undenkbar, da ist jedes technische Detail bekannt“, sagt Bode. Tatsächlich legen mehrere Umfragen nahe, dass der Großteil der Verbraucher die Qualität von Lebensmitteln überhaupt nicht einschätzen kann.

„Ich rate, beim Discounter einzukaufen“

Deswegen kommt Bode auch zu dem Schluss: Wenn schon alles so intransparent ist, dann kann man auch auf den Preis achten. „Ich rate, beim Discounter einzukaufen, wenn der Preis nichts über die Qualität aussagt“, sagt Bode. „Die Lebensmittel im Discounter sind nicht schlechter. Discounter können jedoch wegen eines kleineren Sortiments sowie geringerer Lager-, Verpackungs- und Logistikkosten Produkte billiger anbieten.“

Dass Discounter in Deutschland vergleichsweise so weit verbreitet sind, wird auch gerne mit dem Narrativ erklärt, wonach Deutsche beim Essen in erster Linie aufs Geld schauen – und dann erst auf die Qualität. Darauf angesprochen, muss Bode lachen. „Das ist eine Legende vom Bauernverband und den Supermarkt-Lobbyisten. Der Preiskampf der deutschen Supermärkte sorgt dafür, dass nur Produkte, die sich schnell umschlagen, in den Regalen stehen. Qualitativ hochwertige und damit teurere Produkte haben da keine Chance. Menschen können nun mal nur das kaufen, was angeboten wird.“

Lebesmittelsmarkt ist europäisch geregelt, nicht national

Dennoch gibt es einen wichtigen Qualitäts-Unterschied. Um ihn zu erkennen, reicht eigentlich der Geschmackssinn: Obst und Gemüsen schmecken in der Regel intensiver. „In mediterranen Ländern, wo Obst und Gemüse wachsen, gibt es einfach mehr Sorten. In Deutschland liegen in den Supermärkten häufig Einheitssorten, die entsprechend fad schmecken“, sagt Bode. „Die Produkte sind so gezüchtet, dass sie gut transportiert und gelagert werden können – auf Kosten des Geschmacks. Das ist in Italien oder Frankreich aus rein geografischen Gründen anders.“

Bleibt die Frage, was das alles aus politischer Sicht bedeutet. Eine schwierige Frage, denn: „Im Lebensmittelmarkt ist alles europäisch geregelt – selbst die Schriftgröße auf den Verpackungen. Deswegen kann ein einzelnes Land da selbst wenig gestalten“, sagt Bode. „Die Discounter breiten sich rasant aus, sowohl in Europa als auch in den USA. Von daher ist es eine Frage der Zeit, bis sich der ausländische Supermarkt nicht mehr großartig von dem unterscheidet, was wir aus Deutschland kennen“, sagt Bode.

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