“Wir haben bei Lebensmittelherstellern ganz klare Gewinnmitnahmen schon seit letztem Jahr gesehen. Eigentlich würden wir in der jetzigen Phase, in der Energiepreise abnehmen, genau das Gegenteil erwarten, dass Preise langsam abnehmen und dementsprechend niedrige Preise an den Verbraucher weitergegeben werden“, sagt Andreas Jobst, von der Allianz Research dem WDR. In Zukunft werde sich der Anstieg zwar verlangsamen, aber die Preise steigen trotzdem weiter, glaubt Jobst.
Eine Anfrage des Magazins MONITOR nach den Ursachen der hohen Lebensmittelpreise beantworten nur wenige Hersteller. Sie weisen den Vorwurf zurück, man würde an der Krise verdienen. Man habe längst nicht alle Kostensteigerungen weitergegeben, heißt es.
Fakt ist jedoch: „Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat – lag im Juni 2023 bei +6,4 %. Im Mai 2023 hatte die Inflationsrate bei +6,1 % gelegen. Damit hat sich die Inflation wieder verstärkt, nachdem sie sich zuvor drei Monate in Folge abgeschwächt hatte“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, und ergänzt: „Die Nahrungsmittel sind nach wie vor der stärkste Preistreiber."
Die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Juni 2023 um 13,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat, nach +14,9 % im Mai 2023.
Nahrungsmittel bleiben teuer – Agrarpreise fallen
Fast alle Nahrungsmittelgruppen sind teurer als ein Jahr zuvor. Vor allem mussten die Verbraucher spürbar mehr für Molkereiprodukte (+22,3 %) bezahlen. Merklich teurer binnen Jahresfrist wurden auch Gemüse (+18,8 %), sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+18,3 %). Hingegen waren Speisefette und Speiseöle um 12,1 % günstiger als ein Jahr zuvor.
Schaut man hingegen auf die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise – dass sind die Preise, die Bauern für ihre Produkte bekommen, sieht die Sache komplett anders aus: Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte waren im Mai 2023 um 7,7 % niedriger als im Mai 2022. Dies ist der zweite Rückgang in Folge: Bereits im April 2023 waren die Preise um 6,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sanken die Preise auch gegenüber dem Vormonat April 2023, nämlich um 2,2 %. Dabei entwickelten sich die Preise für pflanzliche und tierische Erzeugnisse jedoch gegenläufig. So sanken die Preise für pflanzliche Produkte im Mai 2023 um 20,8 % gegenüber dem Vorjahresmonat, während die Preise für tierische Erzeugnisse stiegen (+2,1 % gegenüber Mai 2022).
Hauptgrund sind hier die zuletzt kräftig gestiegenen Schweinepreise. Denn Milch und Rindfleisch wurden deutlich billiger. Im April 2023 hatten die Veränderungsraten bei -19,9 % für pflanzliche Erzeugnisse und +4,0 % für tierische Erzeugnisse gelegen.
Landwirtschaft: Fallende Agrarpreise – hohe Kosten
Viele Faktoren beeinflussen die wirtschaftliche Situation in der Landwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben hoch, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten.
Trotzdem fallen die Agrarpreise: Der Preisrückgang bei pflanzlichen Produkten im Vergleich zum Vorjahresmonat ist unter anderem auf die sinkenden Preise für Getreide zurückzuführen. Diese waren im Mai 2023 um 42,9 % niedriger als im Vorjahresmonat Mai 2022. Im April 2023 hatte die Vorjahresveränderung bereits -38,3 % betragen. Gegenüber dem Vormonat April 2023 fielen die Getreidepreise um 6,0 %.
Die Preise für tierische Erzeugnisse waren im Mai 2023 um 2,1 % höher als im Mai 2022. Der Milchpreis hingegen lag im Mai 2023 um 11,7 % unter dem Vorjahresmonat. Der Preisanstieg bei Eiern schwächte sich im Mai 2023 mit +31,6 % gegenüber Mai 2022 weiterhin ab.
Bei den Preisen für Schlachttiere gab es im Mai 2023 einen Anstieg von 11,9 % im Vergleich zum Mai 2022. Der Hauptgrund: Die Preise für Schlachtschweine stiegen im Mai 2023 im Vergleich zum Mai 2022 um 28,5 % und damit noch stärker als im April 2023 (+19,6 % zum Vorjahresmonat). Für Rinder sanken die Preise hingegen um 10,2 %. Die Preise für Geflügel waren im Mai 2023 hingegen um 6,2 % höher als im Mai 2022.
Lebensmittel immer teurer – Bauern kriegen weniger Geld – paradox - agrarheute.com
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