In die Politik ist die Gefahr durch das Hormongift Bisphenol A noch nicht so recht durchgedrungen, trotzdem sollten sich Verbraucher unbedingt davor schützen.
Frankfurt am Main/München - Ein neuer Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) könnte neuen Schwung in die Problematik um Bisphenol A (BPA) bringen. Die Chemikalie, die bei der Herstellung bestimmter Kunststoffe und Kunstharze zum Einsatz kommt, gilt als Hormongift.
Bisphenol A wird bei der Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat und von Epoxidharzen verwendet und findet sich in:
- DVDs und Smartphones
- Trinkflaschen
- Aufbewahrungsboxen
- Plastikgeschirr
- Klebstoffen
- Lacken
- Innenbeschichtungen von Konserven- und Getränkedosen
Das Problem: Bisphenol A geht in die Lebensmittel über. Das zeigte sich eklatant bei einem Test von 20 Dosentomaten durch Ökotest. In 18 Fällen waren geschälte Tomaten in Dosen abgefüllt, überall fanden die Tester einen „stark erhöhten Gehalt“ an BPA. Lediglich die zwei Produkte, die in Gläsern abgefüllt wurden, waren frei von dem Hormongift.
Hormongift Bisphenol A: Behörde schätzt Gefahr höher ein und empfiehlt neuen Grenzwert
Besonders erschreckend: In einer Dose fand sich 28 Mal mehr Bisphenol A, als es die EFSA einer neuesten Einschätzung zufolge für unbedenklich hält. Nach dem europäischen Chemikalienrecht gilt BPA als besonders besorgniserregende Substanz, weil es gesundheitsschädigend auf das Hormonsystem wirkt. Bisphenol A steht im Verdacht:
- das Krebsrisiko zu erhöhen
- das ungeborene Kind im Mutterleib zu schädigen
- Übergewicht zu fördern
- Verhaltensauffälligkeiten und neurologische Schäden bei Kindern hervorzurufen
- Frühreife zu begünstigen
- die Fruchtbarkeit von Männern zu senken
Doch vielleicht kommt neuer Schwung in die Angelegenheit. Im April 2023 setzte die EFSA in einer Neubewertung die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) deutlich herab – von 4 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht auf 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Der neue TDI-Wert ist 20.000 Mal niedriger.
Bisphenol A: Wie sich Verbraucher leicht vor dem Hormongift schützen können
Jetzt ist die Politik am Zug, die Grenzwerte gesetzlich festlegt. Der neue Bericht der EFSA dient der Europäischen Kommission und nationalen Behörden als Informationsgrundlage. Während in Japan die Industrie seit Langem BPA-freie Konserven anbietet und Frankreich die Chemikalie in allen Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, 2015 verbot, wird das Thema in Deutschland stiefmütterlich behandelt. Immerhin: Seit 2011 darf Bisphenol A nicht mehr in Babyfläschchen enthalten sein.
Verbraucher müssen aber nicht warten, bis die Politik eine Entscheidung trifft. Sie können sich einfach vor dem Hormongift schützen:
- Lebensmittel im Glas statt in Plastikverpackungen oder Konservendosen kaufen
- Keine Lebensmittel in Kunststoffbehältern lagern oder erhitzen
- Wer Artikel aus Kunststoff kauft, sollte auf den Hinweis „BPA-frei“ oder „BPA free“ achten
- Den Kunststoff Polycarbonat meiden und stattdessen zu Material aus Polyethylen oder Polypropylen greifen
- Babynahrung nicht mit heißem Wasser in Plastikflaschen zubereiten
- Ökotest warnt zudem davor, warmes Leitungswasser zu trinken, da Leitungen oft mit BPA-haltigen Epoxidharzen erneuert werden
Die Aufnahme von Bisphenol A lässt sich nur schwer vollständig vermeiden, doch Verbraucher können im Alltag das Risiko einer Exposition gut minimieren. (mt)
Hormongift gelangt in Lebensmittel: So können Sie sich vor Bisphenol A schützen - hna.de
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