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Sunday, April 2, 2023

Lebensmittel: Hafermilch und Erbsenburger: Jeder Deutsche kauft für 23 Euro pflanzliche Alternativen - Handelsblatt

Düsseldorf Die Deutschen haben im vergangenen Jahr mehr Sojamilch, Erbsenburger oder vegane Fertiggerichte gekauft. Der Markt für pflanzliche Alternativen ist um elf Prozent auf 1,91 Milliarden Euro gewachsen. Das zeigt eine Analyse des Marktforschers Nielsen IQ für das gemeinnützige Good Food Institute (GFI).

Im Schnitt gab dabei jeder Deutsche aufs Jahr gerechnet 23 Euro für Veggie-Produkte aus. Nur die Niederländer investierten mit 23,50 Euro pro Kopf von 13 untersuchten europäischen Ländern noch mehr. „Dank stabiler Preise und einer steigenden Vielfalt der Produkte wächst der deutsche Markt für Alternativprodukte weiter zweistellig“, analysiert Ivo Rzegotta von GFI Europe.

Denn während Kostensteigerungen und Inflation die Preise für tierische Produkte stark getrieben haben, blieben Fleisch, Milch und Käse auf pflanzlicher Basis preislich fast stabil. Rzegotta stellt aber zugleich klar: „Gemessen am Gesamtmarkt für Fleisch und Milchprodukte machen pflanzliche Optionen bislang nur einen Bruchteil aus.“

Deutschland ist Europas größter Markt für pflanzliche Ersatzprodukte. Der europäische Umsatz erreichte 5,7 Milliarden Euro, ein Plus von sechs Prozent gegenüber 2021. Der Blick auf die einzelnen Untersegmente des Markts zeigt: Die Verkaufszahlen pflanzlicher Alternativen haben sich hierzulande in fast allen Kategorien besser entwickelt als die ihrer tierischen Pendants.

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Allerdings hat sich das rasante Wachstum des Veggie-Marktes deutlich verlangsamt. 2021 war der Handelsumsatz noch um 29 Prozent gestiegen. In einigen Bereichen wie pflanzlichem Käse und Joghurt zeigen sich erste Sättigungstendenzen im Markt. Hinzu kommt: Die Veggie-Pioniere bekommen zunehmend Konkurrenz – in Zeiten der Inflation werden günstigere Handelsmarken immer beliebter.

Veggie-Fleisch: Hart umkämpfter Markt

Fleischersatz ist das größte Segment im deutschen Veggie-Markt. Der Umsatz im Handel stieg 2022 um sieben Prozent auf 643 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte es noch ein Plus von 31 Prozent gegeben. „Die Inflation und das daraus resultierende Sparverhalten der Konsumentinnen lassen vegetarische und vegane Fleischalternativen nicht mehr so stark wachsen“, erklärt Michael Hähnel, Chef der Rügenwalder Mühle.

Das Familienunternehmen ist mit etwa 40 Prozent deutscher Marktführer für pflanzlichen Fleischersatz. Inflation und Kaufzurückhaltung dämpfen laut Hähnel zusätzlich die Nachfrage nach Markenprodukten zugunsten der Handelsmarken.

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Hähnel erwartet eine deutliche Konsolidierung im deutschen Markt für Fleischersatz: „Viele kleinere Marken werden die Krise wohl nicht überleben.“ Die Veggie-Sparte von Rügenwalder wuchs aber auch in Zeiten der Inflation stärker als der Markt.

>> Lesen Sie hier: Rügenwalder Mühle: „Wir wollen auch bei kultiviertem Fleisch ein Vorreiter sein“

Grundsätzlich gilt aber: Immer mehr Deutsche verzichten auf Fleisch und greifen zu pflanzlichen Alternativen. Die Zahl der verkauften Fleischersatzprodukte ist zwischen 2020 und 2022 laut GFI um 41 Prozent gestiegen. Demgegenüber gingen die Verkäufe von vorverpacktem klassischem Fleisch um 13 Prozent zurück.

Veggie-Fleisch

Handelsmarken machen Markenherstellern verstärkt Konkurrenz.

(Foto:&#160imago images/Joerg Boethling)

Aß jeder Deutsche 2011 im Schnitt noch 62,8 Kilo Fleisch, waren es 2021 nur noch 55 Kilo, ermittelte das Thünen Institut. Dennoch bleibt Fleischersatz eine kleine Nische: 2021 wurden in Deutschland Fleischprodukte für 35,6 Milliarden Euro hergestellt – etwa das 80-Fache des Werts der Ersatzprodukte.

„Fleisch wird in Zukunft wesentlich teurer sein als Ersatzprodukte“

Die Preise für Veggie-Fleisch stiegen trotz Inflation im Schnitt um lediglich ein Prozent. Demgegenüber verteuerte sich verpacktes Fleisch durchschnittlich um 15 Prozent. „Allerdings sind nach wie vor vegane und vegetarische Produkte oft teurer als ihre Vorbilder aus Fleisch“, räumt Rügenwalder-Chef Hähnel ein. Das liege an der weltweit wachsenden Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen. Verfügbarkeit, Qualität und Herkunft der Rohstoffe stellten eine große Herausforderung dar.

>> Lesen Sie hier: Das Steak der Zukunft kommt aus einer Textilmaschine

Zudem sei die Produktentwicklung und Herstellung von Veggie-Produkten viel aufwendiger als die von Fleisch. „Konsistenz, Geschmack und Farbe hinzubekommen ist anspruchsvoll. Hier muss viel investiert werden“, so Hähnel. Das schlage sich in den Preisen nieder. Der Rügenwalder-Chef erwartet jedoch, dass Fleisch in Zukunft das wesentlich teurere Produkt sein wird.

Pflanzenmilch von Alpro

Der langjährige Marktführer für Pflanzenmilch Alpro (Danone) wurde nun von günstigeren Handelsmarken überholt.

(Foto:&#160IMAGO/photothek)

Pflanzenmilch ist fest etabliert

Milch aus Hafer, Soja, Nüssen oder Erbsen hat sich mit einem Marktanteil von 13 Prozent fest neben klassischer Kuhmilch etabliert. Der Umsatz stieg 2022 von 490 auf 552 Millionen Euro. Die Verkaufszahlen hierzulande legten um 14 Prozent zu, während sie bei Kuhmilch um sechs Prozent schrumpften. Inzwischen haben Handelsmarken den langjährigen Marktführer Alpro (Danone) abgelöst. Denn Verbraucher achten zunehmend auf den Preis.

Der Durchschnittspreis für pflanzliche Milch sank um 1,5 Prozent, während die Preise für konventionelle Milch um 19 Prozent stiegen. Was viele Kunden ärgert: Der deutsche Fiskus erhebt auf pflanzliche Milch den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Für Kuhmilch dagegen gilt ein reduzierter Steuersatz von sieben Prozent. Das GFI fordert deshalb die Bundesregierung auf, die steuerliche Diskriminierung von Pflanzenmilch endlich zu beenden.

Pflanzlicher Streichkäse von Simply V

Der Marktführer für pflanzlichen Käse kämpft gegen wachsende Konkurrenz und eine allgemeine Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

(Foto:&#160Hochland)

Pflanzlicher Käse wächst kaum noch

Der Umsatz mit Käsealternativen hatte sich 2021 noch fast verdoppelt. 2022 war es vorbei mit dem Boom. Die Sparte wuchs nur noch um sechs Prozent auf 79 Millionen Euro. Der Markt scheint bereits relativ gesättigt zu sein – obwohl gerade einmal ein Prozent des gesamten Käsemarkts pflanzlich ist.

Die Kaufzurückhaltung spürt auch der langjährige Marktführer Simply V, der zur Molkerei Hochland gehört. Zugleich ist die Konkurrenz enorm gewachsen: „Es gibt 135 Käsealternativen im Sortiment, so viele kann der Markt nicht aufnehmen“, sagte Caroline Zimmer, Geschäftsführerin von Simply-V-Produzent Eva, kürzlich der „Lebensmittelzeitung“. Verbraucher würden bevorzugt Handelsmarken nachfragen. Der durchschnittliche Preis für pflanzlichen Käse sank um fünf Prozent. Käse aus Kuhmilch hatte sich um 15 Prozent verteuert.

Auch pflanzliche Eiscreme und Desserts legten zu. Einzig bei Joghurt-Alternativen gingen die Umsätze zurück – um vier Prozent auf 153 Millionen Euro. In den Anfängen befindet sich noch der Markt für pflanzliche Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten. Der Umsatz stieg 2022 deshalb kräftig um 52 Prozent auf 39 Millionen Euro.

Immer mehr Menschen verzichten auf Tierisches

In Deutschland wächst die Zahl der Menschen, die zumindest ab und zu auf tierische Produkte verzichten. Neben 1,67 Millionen Veganern gibt es 3,71 Millionen Vegetarier und 1,29 Millionen Pescetarier. Die verzichten zwar auf Fleisch, aber nicht auf Fisch. Hinzu kommen 16,71 Millionen Flexitarier, auch „Teilzeit-Vegetarier“ genannt. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Herstellers Veganz.

Verbraucher greifen zu pflanzlichen Alternativen, weil sie etwas für Tierwohl, Klima- und Umweltschutz tun wollen. Denn bei der Herstellung pflanzlicher Produkte entstehen deutlich weniger klimaschädliche Treibhausgase.

Ivo Rzegotta vom Good Food Institute meint: „Um das Potenzial nachhaltiger pflanzlicher Alternativen auszuschöpfen, braucht die Innovationskraft des Sektors auch politische Flankierung.“ Bund und Länder sollten deutlich stärker in die Forschung und den Kapazitätsaufbau in diesem Bereich investieren. Länder wie Dänemark machten dies mit enormen öffentlichen Investitionen vor.

Mehr: Milch per Genschere – verschwinden bald die Kühe?

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