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Wednesday, March 1, 2023

Teuerung bei Gurke & Co.: Die Inflation ist gekommen um zu bleiben - WELT - WELT

Die Gurke hat es jetzt zum Social-Media-Star geschafft. Auf TikTok, Twitter und anderen Plattformen ist in Videos und auf Fotos zu sehen, wie das grüne Langgemüse zu immer absurderen Preisen angeboten wird. In manchen Supermärkten wurden bereits Exemplare für 3,29 Euro abgelichtet. Selbst die Standard-Gurke bei Kaufland, Rewe, Lidl & Co kostet jetzt 1,99 Euro.

Das Phänomen des Social-Media-Gemüses steht stellvertretend für die Frustration der Verbraucher über immer weiter steigende Lebensmittelpreise. Während die Energiekosten auch dank der staatlichen Preisbremsen gedämpft zu sein scheinen, galoppieren die Preise an der Supermarktkasse davon.

Im Februar lag die Lebensmittel-Inflation bei 21,8 Prozent. So stark sind die Preise zum Vorjahresmonat gestiegen. Das ist noch einmal eine Steigerung zum Januar, als die Inflation in dieser Kategorie noch bei 20,2 Prozent verortet wurde. Seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik 1992 haben die Lebensmittelpreise zum Vorjahr nie so stark zugelegt.

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Die kräftige Teuerung an der Supermarktkasse hat mit dazu beigetragen, dass die Gesamt-Inflation im Februar 2022 wider Erwarten nicht zurückgegangen ist. Die Inflation verharrte bei 8,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamts am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 8,5 Prozent gerechnet.

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„Bei den Kosten für Lebensmittel sehen wir aber einen kontinuierlichen Anstieg, was den unteren Einkommensgruppen beim Gang in den Supermarkt immer mehr Sorgenfalten auf die Stirn treibt“, sagt Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ Bank. Lebensmittel tragen rund zehn Prozent zum sogenannten „Warenkorb“ bei, auf dessen Basis die Inflationsrate ermittelt werden.

Das heißt: Der Preisanstieg von 21,8 Prozent fließt zu einem Zehntel in die Gesamtzahl ein, sodass er die Inflationsrate um 2,2 Punkte nach oben treibt. Nicht nur im Supermarkt hat sich der Preisauftrieb beschleunigt. Inzwischen werden auch Dienstleistungen deutlich teurer. Dienste wie Reisen, Bildung, Transport oder Versicherungen kosteten im Schnitt 4,7 Prozent mehr als im Februar 2022.

Im Januar hatte der Wert noch bei 4,5 Prozent gelegen, im Dezember bei 3,9 Prozent. Da half es auch nichts, dass der Preisdruck bei der Energie deutlich nachlässt. „Die Teuerung geht nicht so rasch zurück, wie erhofft“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment. Seit September verharre die Inflation auf stark erhöhtem Niveau.

Schlechte Nachrichten sind das auch für Arbeitnehmer. Ihre Löhne stiegen 2022 zwar überdurchschnittlich stark, nämlich um 3,5 Prozent. Nach Abzug der Geldentwertung blieb Beschäftigten aber ein Minus von 3,1 Prozent im Geldbeutel. Das war nicht nur der dritte jährliche Reallohn-Rückgang in Folge. Das war auch der größte Kaufkraftschwund in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik. In dieser Konstellation gewinnen die anstehenden Tarifkonflikte zusätzliche Brisanz. Mehrere Gewerkschaften gehen mit der Forderung nach zweistelligen Lohnzuwächsen in die Tarifverhandlungen.

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Für die Gesamtwirtschaft wächst daraus das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale. Schon jetzt scheint es Zweitrundeneffekte zu geben: Gerade in den arbeitsintensiven Dienstleistungssektoren ziehen höhere Lohnkosten höhere Preise für Verbraucher nach sich. Diese Zweitrundeneffekte schlagen sich auch in der Kerninflation nieder, einer Inflationsrate, die um die schwankungsanfälligen Preise von Energie und Lebensmittel bereinigt ist.

„Der unterliegende Preisdruck hat sich zuletzt wohl sogar weiter verstärkt“, sagt Ralph Solveen, Ökonom bei der Commerzbank. Nach Commerzbank-Schätzung auf Basis der bisher vorliegenden Zahlen ist die Kernteuerungsrate (ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise) von 5,6 Prozent auf 5,8 Prozent gestiegen. Das spricht dafür, dass Druck auf dem Kessel bleibt.

Ein schneller Rückgang der Kernrate ist nicht in Sicht

„Unternehmen geben ihre höheren Kosten an die Verbraucher weiter, und auch die Löhne werden weiter anziehen. Insofern rechnen wir nicht mit einem schnellen Rückgang der Kernrate“, sagt Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa bei der Investmentgesellschaft DWS. Das gelte für Deutschland, aber auch für die Euro-Zone als Ganze.

Damit steige der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), auch über den März hinaus die Leitzinsen weiter deutlich anzuheben. Die neuen Zahlen aus Deutschland und Europa dürften die Währungshüter alarmieren.

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