Stand: 14.10.2022 18:25 Uhr
Die griechische Regierung hat sich mit großen Supermarktketten auf etwa 50 Produkte geeinigt, die günstig angeboten werden sollen. Doch ob die Geschäfte sich wirklich an den Preisdeckel halten, ist fraglich.
Zwölf Prozent - so hoch war die durchschnittliche Inflation in Griechenland im vergangenen September. Doch bei einigen Grundnahrungsmitteln lag die Preissteigerung sogar noch deutlich darüber: Milchprodukte zum Beispiel sind um 23 Prozent teurer geworden, Brot und Fleisch kosteten rund 18 Prozent mehr.
Deswegen will die griechische Regierung ab Ende Oktober den sogenannten "Haushaltswarenkorb" einführen. Die Idee: In Absprache mit den vier größten griechischen Supermarktketten sollen rund 50 Produkte aus etwa 20 Produktkategorien besonders preisgünstig angeboten werden, darunter Grundnahrungsmittel, Toilettenpapier und Hygieneartikel. Klingt erst einmal nach einer guten Idee.
Alles hängt an den Supermärkten
Doch es gibt einen Haken, wie Sotiris Anagnostopoulos, Generalsekretär im Entwicklungsministerium, im griechischen Fernsehen einräumt: "Der Staat kann den Unternehmen nicht vorschreiben, die Preise niedrig zu halten oder zu senken. Ob und um wieviel ein Preis gesenkt werden kann, hängt in erster Linie vom Einkaufspreis der Supermärkte ab. Sie können die Produkte nicht mit Verlust verkaufen, das wäre problematisch." Daher sei es klar, dass der Staat sie nicht zwingen könne.
Mit anderen Worten: Die Regierung setzt allein auf die Preisdisziplin der Supermärkte. Um dem Ganzen wenigstens etwas Nachdruck zu verleihen, können Verbraucherinnen und Verbraucher auf einer Internetseite künftig die Preise vergleichen und überprüfen, welche Produkte aus dem "Haushaltswarenkorb" in welchem Supermarkt wieviel kosten.
Mehr Wettbewerb führt zu besseren Preisen, so die Hoffnung der Regierung. Jede Handelskette habe schließliche eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit. "Wenn sie Produkte anbietet, deren Preise schnell steigen, obwohl sie im Haushaltswarenkorb liegen, führt sie die Verbraucher in die Irre, was ihrem Ruf schadet", meint Anagnostopoulos.
Inflation birgt sozialen Sprengstoff
Die Opposition hält die Lösung im Kampf gegen die Inflation für unzureichend. Nikos Androulakis von der sozialdemokratischen Partei PASOK fordert deshalb Steuererleichterungen. Er gehe davon aus, dass der Preisanstieg bei den grundlegenden Gütern Ende des Jahres 15 Prozent erreichen wird.
"Daher ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass die Regierung unseren Vorschlag abgelehnt hat, die Mehrwertsteuer auf lebenswichtige Güter von 13 auf sechs Prozent zu senken, um die Mittelschicht und die schwächsten Haushalte zu unterstützen," so Androulakis.
Der Kampf gegen die steigenden Preise birgt in Griechenland großen sozialen Sprengstoff: Nach Angaben des staatlichen Statistikamtes sind knapp ein Drittel der Bevölkerung akut von Armut bedroht.
Inflation in Griechenland: Ein Preisdeckel für Lebensmittel | tagesschau.de - tagesschau.de
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