Die Lebensmittelpreise sind gerade auf Rekordhoch. Nun ist haushalten gefragt. Dass genau jetzt Nachhaltigkeit zum Sparen verhilft, wissen die wenigsten. Hier sind ein paar Tipps, die gut für Konto und Klima und gegen Lebensmittelverschwendung sind.
Seit einigen Monaten steigen die Lebensmittelpreise rapide. Nicht nur Grundnahrungsmittel werden immer teurer, viele Verbraucher müssen nun zweimal überlegen, ob sie sich Saft, Knabberkram oder den Lieblingskäse noch leisten können. Der alltägliche Einkauf wird manchmal zum Luxus.
Somit rückt das Thema Nachhaltigkeit, obwohl es vielen Verbrauchern wichtig ist, immer weiter in den Hintergrund. Die Angst vor den winterlichen Gaspreisen und der Inflationsspirale macht sparsam. Wer jetzt noch nachhaltig sein will, braucht erschwingliche Lösungen. Und nicht immer muss es bio und regional sein.
Es gibt noch andere Wege, um den ökologischen "Food"-Abdruck im Zaum zu halten. Mit ein paar einfachen Tricks können wir beim Essen unser Bewusstsein schärfen und sogar Geld sparen. Das große Stichwort lautet hier: Müllvermeidung. Dominique Ertl vom Lebensmittelretter Motatos gibt einen Überblick, wie günstiger eingekauft werden kann und weniger Lebensmittel unnötig im Müll landen. Auf geht's:
Lebensmittel vor dem Müll bewahren und sparen
Die Rettung von Lebensmitteln hat noch immer ein Containern-Image. Dabei können alle davon profitieren. Lebensmittel werden täglich verschwendet, ob im Supermarkt, Restaurant oder bereits bei der Herstellung. Diese Lebensmittel können an unterschiedlichen Stellen gerettet werden - und das vor allem kostengünstig:
- Lokal: Wer direkt losgehen möchte, kann mit Apps die Tagesreste vom Supermarkt oder aus Privathaushalten retten. Dazu gibt es zum Beispiel Ortsgruppen von Foodsharing oder sogenannte "Fairteiler" - Anlaufstellen für alle, um Essen zu spenden oder abzuholen.
- Online: Per Mausklick geht es mittlerweile direkt von der Couch. Viele Lebensmittel landen schon bei der Herstellung unnötig im Müll - und können bequem nach Hause geholt und so gerettet werden.
- Daheim: Einige Bauern stellen Eier gegen Spende an der Straße ab. Das kann im Endeffekt jeder tun - einfach eine Retterkiste aufstellen und kostenlos vom Nachbarn retten oder selbst Reste loswerden.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum richtig verstehen
Der britische Supermarkt Waitrose macht's vor: Obst und Gemüse werden zukünftig ohne Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) verkauft. Das MHD gibt an, bis zu welchem Tag ein Produkt bei korrekter Lagerung, zum Beispiel hinsichtlich Geschmack und Aussehen, das hält, was es verspricht. Sollten besondere Bedingungen für die Lagerungen gelten (zum Beispiel Kühlung), werden auch sie vom MHD gekennzeichnet. Doch streng genommen sagt es nicht, ob Lebensmittel noch essbar sind oder nicht. Zeit, aufzuklären:
- MHD und Verbrauchsdatum unterscheiden: Letzteres ist viel wichtiger und steht auf schnell verderblichen Lebensmitteln. Diese sollten nach dem gedruckten Datum nicht mehr verkauft oder verzehrt werden.
- Haltbarkeit selbst prüfen: Das MHD dient als Richtwert, denn viele Lebensmittel sind länger gut. Auch Geschmack, Geruch und Optik verraten, ob ein Produkt noch gut ist. Das erkennen Sie etwa an Schimmel, saurem Geschmack, Kribbeln auf der Zunge, Geruchsveränderung oder Ekelgefühlen. Generell gilt: Je länger die Haltbarkeit, desto ungenauer ist die MHD-Angabe. Ein Test zeigte, dass Erbsen 8 Jahre und Eier bei plus 7 Grad ganze 112 Tage hielten.
- Kritisch hinterfragen: Wie wurde das Produkt haltbar gemacht (zum Beispiel frische Milch vs. Dosenmais)? Welchen Eindruck macht das Lebensmittel (beult sich die Verpackung, riecht es sauer, sehen Sie schwarze Punkte?).
Wenn der einzige offensichtliche Unterschied das MHD ist, gibt es vielleicht kaum Unterschiede. Dann können Sie auch gut von reduzierten Angeboten mit kurzem MHD profitieren. Aber Achtung: Gerne wird auch bei frischer Ware mit Multi-Paketen gelockt - die können dann aber gar nicht zeitnah verzehrt werden. Anders sieht es natürlich bei lang haltbaren Produkten wie Dosen, Nudeln & Co. aus
Mit Köpfchen einkaufen
Nach der Arbeit noch schnell zum Supermarkt gehen? Müde, hungrig und gestresst wird mehr gekauft, als gebraucht wird. Hier sind drei kleine Routinen, mit denen effektiv Geld gespart werden kann:
- Vor dem Einkaufen ein Glas Wasser trinken: Oft denkt das Gehirn, wir seien hungrig, wenn wir durstig sind.
- Regional und saisonal kaufen: Was zurzeit auf unseren Feldern wächst, hat weniger Lieferengpässe und ist somit nicht nur billiger, sondern auch nachhaltiger. Orientierung gibt hier der Saisonkalender.
- Auf Grundpreis pro Kilo achten. Der findet sich auf fast jedem Preisschild kleingedruckt. So finden Sie zwischen unterschiedlichen Mengen und Mogelpackungen die günstigere Wahl.
- Wocheneinkauf statt Spontan-Shopping: Statt eines möglichst vollen Kühlschranks nur kaufen, was wir brauchen - spart auch unnötigen Spritverbrauch und Frustkäufe.
Sicher von A nach B bringen
Viele Lebensmittel haben einen langen Weg hinter sich, bis sie in der eigenen Küche landen. Das verkraften nicht alle Produkte gut. Tiefkühlware kann, besonders in den heißen Monaten, schon auf dem Transportweg kippen. Eine intakte Kühlkette haben wir nämlich streng genommen nur, wenn das Produkt keinen starken Temperaturverlust erleidet. Gerade in den heißen Sommermonaten kann der schon nach Minuten kommen.
Um die Kühlkette aufrechtzuerhalten, am besten die Kühltasche mitnehmen, gegebenenfalls mit Kühlakkus, und wenn möglich morgens oder abends einkaufen. Das hat noch einen weiteren Vorteil: Aufgetaute Produkte bilden oft Eiskristalle, was auch auf den Geschmack schlägt. Produkte werden dann schneller weggeworfen. Zur richtigen Lagerung von Vorräten zu Hause gibt auch das Bundesministerium für Landwirtschaft einen guten Überblick.
Smarter konsumieren
Der Schlüssel, um wirklich Geld zu sparen, liegt häufig schon auf dem Küchentisch. Wir werfen jährlich pro Kopf 78 Kilogramm in die Tonne - vor allem teures Obst und Gemüse. Dabei kann einiges aufgepäppelt und insgesamt besser verwertet werden. Karotten können beispielsweise direkt in einem feuchten Tuch gelagert werde, das hält sie länger frisch. Schon runzlig? Über Nacht in ein Wasserbett legen, anschließend schälen et voilá. Ähnliches gilt für Radieschen. Frischen Salat zur Wiederbelebung kurz mit einem Esslöffel Zucker in kaltes Wasser tauchen.
Snacks können außerdem in weniger als 10 Minuten selbst gezaubert statt gekauft zu werden:
Brotchips: Brot in dünnen Scheiben bei 50 Grad im Ofen trocknen
Milchreis: Den Reste-Reis vom Vorabend mit Milch, Zucker und Zimt
Eis und Shakes: Viele Obstsorten lassen sich wunderbar einfrieren, allen voran die Banane. Einfach ganz ins Gefrierfach legen und anschließend pürieren - zu Bananeneis (mit Schokostückchen und Nussmus) oder Bananenshake (mit Milch oder Milchersatz). Geheimtipp: Den Inhalt offener Tomatendosen einfach einfrieren und beim nächsten Mal wieder aufkochen.
Ein Großteil der 11 Millionen Tonnen Lebensmittel, die jährlich in Deutschland verschwendet werden, ist noch genießbar. Mit den vorgestellten Tipps können schon kleine Änderungen für mehr Nachhaltigkeit in der Alltagsroutine sorgen - und sich gerade als besonders nützlich erweisen: "Natürlich ist jeder Tag der richtige, um gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Aber Verbraucher sparen auch aktiv Geld, das gerade jetzt an anderer Stelle fehlt. Und tun dabei sogar was Gutes fürs Klima", beschreibt Dominique Ertl von Motatos.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 28. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
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