Von Björn Trautwein
Weniger Spenden und mehr Bedürftige: Bei der Berliner Tafel werden die Lebensmittel knapp. An mehreren Ausgabestellen gibt es für Bedürftige nur noch alle 14 Tage eine Tüte mit Obst, Gemüse und Brot, eine nimmt keine Bedürftigen mehr.
Grund für die gestiegene Nachfrage sind die hohen Lebensmittelpreise. Die Berliner-Tafel-Vorsitzende Sabine Werth (65) schlägt deshalb jetzt Alarm:
„Die Zahl der Menschen, die kommen, hat sich in letzter Zeit an manchen Ausgabestellen teilweise verdoppelt“, sagte sie dem Fernsehsender n-tv. „Unsere Mitarbeitenden müssen den Kunden dann sagen: Heute leider keine vier Äpfel, sondern nur zwei.“
Die B.Z. kennt die Zahlen für ganz Berlin. „An fünf unserer 47 Ausgabestellen von Laib und Seele gibt es wegen der gestiegenen Nachfrage nur noch alle 14 Tage Lebensmittel für die Kunden“, sagt Antje Trölsch (55), Geschäftsführerin der Berliner Tafel. „Weitere fünf Stellen machen das wegen Corona schon länger so.“
Zusätzlich seien in den letzten Monaten sieben Pop-up-Ausgabestellen eingerichtet worden, um bestehende Ausgabestellen zu entlasten. An sechs davon werden zudem vorgepackte Tüten aus dem Zentrallager geliefert, um den wachsenden Bedarf zu decken.
„Und eine Ausgabestelle musste einen Aufnahmestopp erlassen“, so Trölsch. „Dort werden derzeit keine weiteren Kunden aufgenommen.“ Sie betont: „Wir sind ein freiwilliges Zusatzangebot für die Menschen und können nur verteilen, was wir bekommen.“
Auch bei Laib und Seele in der Spandauer Paul-Gerhardt-Gemeinde wächst deshalb seit Monaten die Zahl der Berechtigten. Die Ausgabe findet hier noch wöchentlich statt, aber die Mengen werden kleiner.
„Seit Anfang des Jahres ist die Zahl der Haushalte, die bei uns registriert sind, von 105 auf 167 gestiegen“, so Christine Hoppmann (71), die ehrenamtliche Leiterin der dortigen Ausgabestelle. „Und natürlich wirkt sich das auf die Menge der Lebensmittel aus, die jeder bekommt.“
Rund 60 Personen standen hier am Freitag in der Mittagshitze an: viele Rentner, Familien und arbeitslose Menschen. „Mittlerweile muss man schon mal zweieinhalb Stunden warten, bis man dran ist“, sagt Oswald S. (53), der mit seinem Mann Frank (54) seit Januar zur Tafel kommt.
Beide sind derzeit arbeitsunfähig, können ihren Job in der Gastronomie nicht ausüben. „Die Lebensmittel hier sind lebenswichtig für uns“, sagt Oswald S., „aber in letzter Zeit bekommt man schon weniger als sonst.“
Das bestätigt auch Thea (41, Name geändert). „Ich bin Aufstockerin und habe eine sieben Jahre alte Tochter“, sagt sie. „Für Lebensmittel haben wir nur rund 100 Euro im Monat. So kann ich meiner Tochter auch mal frisches Obst bieten.“
Noch gibt es das hier jede Woche: „Wenn ich nur noch alle 14 Tage etwas bekäme, müssten wir uns ganz schön umstellen“, sagt die Spandauerin. „Schön wäre das nicht.“
Wer die Berliner Tafel unterstützen will, kann hier spenden oder Mitglied werden: www.berliner-
tafel.de/helfen
Bei der Berliner Tafel gibt es Lebensmittel nur noch alle 14 Tage! - B.Z. – Die Stimme Berlins
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