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07. April 2022 - 16:11 Uhr
von Lauren Ramoser
Seit Wochen werden viele Lebensmittel immer teurer. Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine und die steigenden Energiekosten für Exporte. Aber warum steigen auch die Preise bei Produkten, die direkt in Deutschland produziert werden? Unser RTL-Verbraucherexperte klärt auf.
Gründe für den Preis-Schock der vergangenen Wochen
In vielen Supermärkten und Discountern haben sich die Preise der Produkte deutlich erhöht. Das spüren Verbraucher am Ende des Einkaufs im Portemonnaie, selbst wenn sie bewusst mit Einkaufszetteln und Wochenplan einkaufen. Der Krieg in der Ukraine hat die Situation an den Supermarkt-Regalen noch verstärkt.
Das Statistische Bundesamt gibt die Inflationsrate, im Februar 2022 mit 5,1 Prozent für den Zeitraum des vergangenen Jahres an. Ein starker Anstieg, der viele Güter des täglichen Bedarfs betrifft, darunter Lebensmittel und Sprit. Dazu zählt aber auch der massive Preisanstieg von Energie – für den Endverbraucher deutlich auf der Abrechnung der Heiz- und Stromkosten zu sehen. Doch auch für Unternehmen fallen diese Kosten an.
Lese-Tipp: Alles wird teurer – wie Sie dennoch rund 1.000 Euro im Jahr sparen können.
Warum werden auch deutsche Produkte teurer?
Die bunte Vielfalt in unseren Supermarkt-Regalen wird aus vielen verschiedenen Ländern importiert. Dennoch ist Deutschland bei weitem nicht ausschließlich auf Importe angewiesen. Vor allem Fleisch, Milch, Kartoffeln und Getreide-Produkte, Zucker und auch Gemüse und Eier produzieren deutsche Landwirte selbst. Eine Auswertung des Bundeslandwirtschaftsministeriums zeigt, welche Lebensmittel deutsche Landwirte produzieren:
- Zucker
- Kartoffeln
- Fleisch
- Milch
- Getreide
- Eier
- Gemüse
- Honig
- Obst
Wie können diese Produkte also teurer werden, wenn sie keinen weiten Weg in die Supermarkt-Regale haben?
Die Gründe liegen in der Lieferkette und der Herstellung selbst. Zwar haben die lokal produzierten Lebensmittel einen vergleichsweise kurzen Weg zum Endverbraucher, doch die Herstellung ist aufwendig. "Hauptgrund sind die seit einem Jahr massiv gestiegenen Energiekosten, die sich natürlich auch auf Herstellung und Transport von Lebensmitteln auswirken", erklärt RTL-Verbraucherexperte Ron Perduss. "Dies betrifft auch die heimische Landwirtschaft – das fängt bei Diesel für den Traktor an, geht über Dünger und Pestizide weiter, bis hin zu den Kraftstoffen für die LKWs und Bahn für die Lebensmitteltransporte und setzt sich in der Verarbeitung von Lebensmittel in der Industrie und Handwerk fort", ergänzt Frank Waskow von der Verbraucherzentrale gegenüber RTL.
Hinzu kommt laut Perduss eine schlechte Weizenernte in 2021, die sich auf die Menge der zur Verfügung stehenden Waren auswirkt. "Da die Ukraine wichtiger Exporteur von beispielsweise Weizen und auch Mais ist, ist absehbar, dass es hier in den kommenden Monaten zu weiteren Engpässen auf dem Weltmarkt kommen wird", so der Verbraucherexperte. Weizen und Mais werden nicht nur direkt verarbeitet, sondern dienen auch als Tierfutter. Somit wirkt sich der Mangel indirekt auf die Kosten von Fleisch- und Milchprodukten aus.
"Außerdem fehlen Düngemittel, was wiederum Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft – nicht nur auf Gemüse/Obst-Anbau – sondern auch auf die Futtermittelproduktion hat", erklärt Ron Perduss. Ein weiterer Faktor sei die Produktion selbst, so Frank Waskow: "Hinzu kommen in Deutschland Fachkräftemangel und steigender Mindestlohn, die zu höheren Personalkosten führen." Das Zusammenspiel dieser Faktoren sorgt für die massiven Preissteigerungen aktuell und eine Entspannung der Preislage ist nicht in Sicht.
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Kann ich diese Kosten umgehen?
Richtig umgehen lassen sich die hohen Kosten für Lebensmittel nicht. Ein angepasstes Kaufverhalten und clevere Spar-Tricks im Alltag können aber dennoch für eine Entlastung im Geldbeutel sorgen. Hier die wichtigsten Tipps im Überblick:
- Weniger wegwerfen: Was schon gekauft wurde, sollte auch benutzt werden. Je weniger also durch falsche Lagerung oder schlechtes Wirtschaften weggeworfen wird, desto günstiger.
- Regional und saisonal einkaufen: Das unterstützt die lokalen Landwirte und somit die eigene Heimatregion und spart durch relativ kurze Lieferketten zumindest einen Teil der Kosten.
- Lebensmittel retten: In Apps wie "Too good to go" bieten Restaurants, Bäckereien und Supermärkte Lebensmittel zu stark reduzierten Preisen an, weil diese sonst in der Tonne landen würden.
- Preise vergleichen: Wer den Speiseplan an die Angebote der Läden anpasst, merkt eine deutliche Entlastung im Geldbeutel.
- Vorbereitung ist alles: Ein Essensplan für die Woche verhindert überschüssige Lebensmittel und durch das sogenannte Meal Prep kann man richtig viel Geld sparen, denn auch die Küchengeräte laufen dann deutlich weniger.
Wer sich diese Einkaufs- und Kochroutinen angewöhnt, kann zumindest einen Teil der Mehr-Kosten wieder einsparen, ohne dass die Lebensqualität darunter leidet.
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