Bilder von leeren Supermarktregalen kennen wir noch aus dem Frühjahr 2020. Ähnliche Szenarien könnten uns jetzt wieder bevorstehen. Bei Aldi Süd sollen daher Kund:innen nur noch eine bestimmte Anzahl von Ölflaschen kaufen können. Aber auch andere Lebensmittel könnten durch den Krieg in der Ukraine knapp werden.
Ähnlich wie vor zwei Jahren, zu Beginn der Corona-Pandemie, sorgen sich Menschen um die Lebensmittelversorgung. Denn die Ukraine gilt als eine „Kornkammer Europas“. Aus ihr stammen wichtige Agrarexporte wie eben Getreide, aber auch Mais, Raps, Sonnenblumen und Senfsaaten.
Speiseöl wird in Supermärkten knapp
Die Folgen werden vor allem in der arabischen Welt und in einigen Ländern Asiens und Afrikas zu spüren sein. Aber auch im deutschen Lebensmittelhandel machen sich die ersten Auswirkungen bemerkbar. Laut der Lebensmittel Zeitung werden vor allem die günstigeren Sonnenblumen– und Rapsöle bei Rewe und Netto knapper. Aldi Süd begrenze sogar die Abgabe von Öl der Eigenmarke auf vier Flaschen pro Kund:in.
Die Gründe für die Lebensmittelknappheit sind jedoch vielfältiger als der Krieg in der Ukraine. Ernteausfälle in anderen Ländern (wie beispielsweise Kanada), Personalengpässe, Corona sind ebenso für Lieferengpässe verantwortlich. Die Situation in der Ukraine verschärft momentan allerdings die Lage.
Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) hat jedoch klar gemacht, dass die Lebensmittelversorgung in Deutschland und der EU sicher sei. Preise im Supermarkt könnten aber weiter steigen. Dabei haben Rohstoffkosten etwa bei Brot und Brötchen nur einen kleinen Anteil am Preis, steigende Strompreise sind bei anderen Produkten deutlich relevanter.
Muss die deutsche Agrarpolitik wegen der Krise umsteuern – weg vom Bio-Anbau?
Der Krieg hat außerdem den Streit über eine ökologische Wende der Landwirtschaft neu entfacht. Die oppositionelle Union im Bundestag forderte, Versorgungssicherheit müsse einen höheren Stellenwert haben – und dazu gehöre, dass man die begrenzte Agrarfläche in Europa intensivieren müsse.
Agrarökonom Matin Qaim von der Universität Bonn sagte gegenüber Deutschlandfunk, dass man längerfristig versuchen müsse, möglichst viel Ertrag auf möglichst kleiner Fläche anzubauen. Er halte auch den Ausbau ökologischer Landwirtschaft für einen Fehler. Vorgesehen ist ein europaweiter Ausbau bis 2030 auf 25 Prozent, von heute etwa acht Prozent. „Aber finde ich jetzt insbesondere vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges keine gute Idee, weil wir wissen, dass die ökologische Landwirtschaft niedrigere Erträge hat und das würde die Mengen weiter drosseln und würde auch der Umwelt gar nichts bringen, weil die Preise weiter hoch gehen und anderswo in der Welt aufgrund der fehlenden Mengen und der hohen Preise Regenwald abgeholzt wird. Das wäre eine Milchmädchenrechnung.“
Ressourcen nicht nur im Lebensmittelbereich knapp
Doch nicht nur direkt in den Supermarktregalen ist die Ressourcenknappheit zu spüren. Große Teile des Getreides und Öls fließt in die Biokraftstoff-Produktion oder wird an Nutztiere verfüttert. Laut Ökonom Qaim könnten Lebensmittel zur Verfügung gestellt werden, „indem die Verwendung von Pflanzen für Biokraftstoffe und Biogas eingeschränkt wird – auch wenn das die Energie- und Kraftstoffkrise befeuern könnte.“
Agrarheute berichtet, dass im Ökolandbau Tiere zu 100 Prozent Bio-Fütterung bekommen sollen und dies nun ein Dilemma sei. Denn die Tiere sollen bedarfsgerecht ernährt werden. Aber dennoch stellt sich die Frage: „Wie vertretbar ist eine Diskussion um Biofutter und notwendiger Sonderregelungen zur Aufrechterhaltung eines Biostandards in Kriegszeiten?“ Weiter heißt es: „Zunächst gilt es, den flüchtenden Menschen zu helfen und dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Menschen hungern müssen – egal wie.“
Utopia meint: Trotz der teilweise knapper werdenden Lebensmittel solltest du jetzt nicht in Panik geraten und Unmengen Lebensmittel auf Vorrat kaufen. Denn wie Cem Özdemir versichert hat, ist die Lebensmittelversorgung in Deutschland sicher – die Preise können allerdings ansteigen. Dennoch ist es ungerecht, wenn Menschen ohne bestimmte Güter auskommen müssen, nur weil andere ihre Vorratskammern damit füllen.
Die aktuelle Situation sollte auch nicht dazu führen, den Ausbau der Bio-Landwirtschaft zu stoppen. Dies sollte auch mittel- bis langfristig das Ziel sein. Fakt ist aber: Akut steht eine generelle Lebensmittelversorgung im Fokus und weitere Nebeneffekte müssen berücksichtigt werden. Beispielsweise, dass gegebenenfalls mehr Lebensmittel aus anderen Ländern importiert werden, die dort wiederum die Lebensmittelversorgung sowie die Preisstabilität gefährden könnten.
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Aldi begrenzt Abgaben pro Kunde – welche Lebensmittel werden knapp? - Utopia
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