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Wednesday, January 19, 2022

Bewusster Gesetzesbruch: Pater wirbt für neue Lebensmittel-Ethik - BR24

Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt hat vergangenes Jahr bewusst gegen Regeln verstoßen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und "wachzurütteln", wie er sagt. Gemeinsam mit Klimaschutzaktivisten holte er noch gut verwertbare Lebensmittel aus den Mülltonnen eines Nürnberger Supermarktes und zeigte sich anschließend selber an. Das sogenannte Containern ist in Deutschland nämlich nicht erlaubt.

"Es gibt in unserem Land tatsächlich sehr viele Menschen, die auf diese Art von Zusatzversorgung angewiesen sind," sagt Alt. "Und das ist schlimm genug in einem reichen Land wie Deutschland und diese Leute, die das machen, sollen deswegen wenigstens nicht als Verbrecher behandelt werden."

Pater kämpft für Entkriminalisierung des Containerns

Mit seinem symbolischen Gesetzesbruch möchte er wachrütteln und dafür kämpfen, das Containern zu entkriminalisieren. Außerdem fordert er gesetzliche Regelungen zur Lebensmittelrettung. Denn die Überversorgung, Verschwendung und Vernichtung von Lebensmitteln in Deutschland habe weitreichende Folgen, so Alt. "Der Klimawandel wird in fünf bis zehn Jahren zu so massiven Versorgungsengpässen führen, wenn wir uns nicht darauf vorbereiten," so der Pater.

Wer Wert darauf lege, das ganze Jahr über Avocados und Bananen kaufen zu können, nehme armen Ländern Ackerbauflächen für ihre eigene Bevölkerung weg, sagt der Jesuitenpater. Die Pläne des neuen Landwirtschaftsministers Cem Özdemir von den Grünen begrüßt Alt darum sehr.

Özdemir: Strafen fürs Cotainern "absurd"

Auch Cem Özdemir findet Strafen fürs Containern "absurd" und will gegen die Verschwendung von Lebensmitteln kämpfen. Unter anderem plane er, Lebensmittelspenden zu erleichtern, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

In Deutschland landen jedes Jahr zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Dass Supermärkte ihre Produkte lieber wegwerfen als zu spenden, liegt oft an haftungs- und steuerrechtlichen Fragen. Die komplizierten Rahmenbedingungen für das Spenden von nicht verkauften Lebensmitteln sollten gelockert werden, sagte der Grünen-Politiker.

Auf Zusatzversorgung angewiesen

Davon würden beispielsweise die Tafeln profitieren, die vielerorts kostenlose Lebensmittel an Bedürftige verteilen. Dass "in einem reichen Land wie Deutschland" so viele Menschen auf diese Zusatzversorgung angewiesen sind, findet Pater Jörg Alt "schlimm genug".

Beim Thema Lebensmittel drängen sich für ihn derzeit viele ethische Fragen auf. "In Deutschland ist es einfach so, dass viele Menschen selbstverständlich davon ausgehen, dass qualitativ hochwertiger Lebensmittel spottbillig sind, was unsere Landwirtschaft vor große Schwierigkeiten stellt." Er kritisiert, dass Bauern am Existenzminimum herumknapsen müssten, weil Discounter sie unter Druck setzten.

Alt spricht von "unhaltbaren Zuständen"

Aber natürlich gibt es Haushalte, die kaum eine Alternative zum Discounter hätten: "Das sind in einem Land wie Deutschland unhaltbare Zustände. Deswegen hat die Diskussion, die wir hier gerade schüren, Implikationen bis hin zu einer Vermögensteuer, Reichensteuer oder einer Umverteilung."

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