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Saturday, December 18, 2021

Lebensmittel-Umschlagplatz in Bietigheim: Der „Fairteiler“ ist 24 Stunden geöffnet - BNN - Badische Neueste Nachrichten

Konzept hat sich durch Corona geändert

Beim Start vor gut einem Jahr war die Einrichtung nur einmal wöchentlich geöffnet. Jetzt besteht die Möglichkeit, 24 Stunden am Tag Lebensmittel zu bringen oder abzuholen.

Offene Tür: Die Foodsharing-Botschafterinnen Kristina Petri (links) und Christine Huber sehen nach über einem Jahr eine äußerst positive Entwicklung des „Fairteilers“ in Bietigheim. Foto: Hans-Jürgen Collet

Nein, Corona hat das Leben nicht ausschließlich zum Negativen verändert. „Wir haben die Zeit genutzt und waren kreativ“, bestätigen Kristina Petri und Christine Huber. Beide sind Botschafterinnen der Foodsharing-Initiative, die vor gut einem Jahr den „Fairteiler“ in Bietigheim eingerichtet hat. Dabei geht es darum, überschüssige Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu retten, sie kostenlos anzubieten und abzuholen.

Beim Start im November vorigen Jahres war das eher unscheinbar wirkende Ökonomiegebäude in der Ritterstraße lediglich einmal pro Woche geöffnet, um dorthin Lebensmittel zu bringen oder von dort abzuholen. Dann kam Corona. „Wir hatten unsere Räume aber nur kurz geschlossen“, erinnert sich Huber.

Und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde war eine Alternative schnell gefunden. „Wir sind zu einer Lösung gekommen, bei der wir 24 Stunden pro Tag geöffnet haben“, sagt Huber.

Bananen und Radieschen sind häufig im Angebot

Das Konzept ist einfach. Dank Unterstützung der Gemeindeverwaltung wurde eine hölzerne Wand in das zweckmäßig gestaltete Ökonomiegebäude eingezogen und direkt am Eingang ein eigener Raum geschaffen.

Die Tür dazu steht Tag und Nacht offen. Die verschiedenen Schränke enthalten unter anderem Backwaren, Obst und Gemüse. „Bananen und Radieschen werden besonders oft abgegeben“, sagt Petri.

Der Inhalt der Schränke werde zudem oft von der Jahreszeit geprägt: „Dambedeis vor Weihnachten oder Berliner an Fastnacht.“ Freilich gibt es auch Waren, die nicht angenommen werden. Lebensmittel mit Verbrauchsdatum zählen dazu, ebenso wie selbst gesammelte Pilze, Alkohol oder Lebensmittel mit faulen oder schimmligen Stellen.

Die Räume werden täglich gesäubert

In den beiden Kühlschränken lagern Milchprodukte, Wurst oder Fleischwaren. Jeder, der hereinkommt, darf sich bedienen. In dem verschlossenen Raum hinter dem Eingangsbereich befinden sich eine Tiefkühltruhe, Lagerfläche oder auch Putzmittel. Täglich wird der Raum, in dem die Lebensmittel abgeholt werden, gesäubert. Zudem unterliege die Kühlschranktemperatur regelmäßiger Kontrolle, sagt Huber. Über den etwaigen Mangel und Bedarf an Lebensmitteln wird ebenfalls Buch geführt.

Wir haben auch ein Netzwerk von Tierbesitzern.

Christine Huber, Foodsharing-Botschafterin

Petri verweist darauf, wie wichtig es sei, dass „unsere Schränke jeden Tag befüllt sind“. Dazu gibt es ein Team von rund 15 Helfern, die mit kooperierenden Geschäften, wie Supermärkten, Lebensmittelhändlern, Bäckereien, Restaurants oder landwirtschaftlichen Betrieben in der Umgebung zusammen arbeiten. Sie holen dort jene Waren ab, die ansonsten den Weg in die Abfalltonne finden würden, weil der äußere Eindruck nicht mehr den Ansprüchen genügt, oder vielleicht das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.

Christine Huber blickt auf ihr Handy und kontrolliert die Zahl der Unternehmen, die aktuell mit dem Bietigheimer Fairteiler zusammen arbeiten: Es sind 43. Gegenüber der Anfangszeit habe sich diese Zahl etwa verdoppelt, betonen Petri und Huber. Dabei ist ihnen eines ganz wichtig: „Wir wollen keine Konkurrenz zu den Tafelläden sein, sie haben immer Vorrang“, sagt Petri.

Oberster Grundsatz sei die Wertschätzung der Lebensmittel und eben zu vermeiden, dass sie im Abfall landen. Und: „Wir haben auch ein Netzwerk von Tierbesitzern“, sagt Huber. Deshalb lagert im „Fairteiler“ eben auch etwas Tierfutter im Regal.

Es ist wichtig, dass unsere Schränke jeden Tag befüllt sind.

Kristina Petri, Foodsharing-Botschafterin

Durch die Arbeit der ehrenamtlichen „Foodsaver“ würden nicht zuletzt die Biotonnen der Betriebe entlastet, die sich dem Konzept anschließen. Die beiden Foodsharing-Botschafterinnen erwähnen überdies, dass oft Privatleute kommen, die in Urlaub fahren möchten, aber vorher noch ihren Kühlschrank leeren wollen. Über die Kunden wissen die beiden nur wenig: „Weil jeder zu jeder Tageszeit kommen kann, läuft das ziemlich anonym ab“. Einen gewissen Einblick aber haben sie schon: Der Grundsatz der Bedürftigkeit spiele dabei eher keine Rolle.

So sei es durchaus möglich, dass jemand, der vor dem Feierabend oder am Wochenende vielleicht noch was zu Essen braucht, hier schnell vorbei schaut und sich aus den Vorräten bedient: „Manch ein Rentner kommt vorbei, aber auch Familien mit Kindern sind da, die mal sehen wollen, was es gerade so gibt.“

In Anbetracht der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage rechnen Huber und Petri damit, dass die Schränke durch das oft überreichliche Essensangebot in nächster Zeit vielleicht noch üppiger gefüllt sein könnten. Manch freudige Gesichter dürften dann garantiert sein. Für Petri und Huber wäre das eine weitere Bestätigung ihrer Arbeit: „Wie sind sehr zufrieden, wie das in Bietigheim läuft.“

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