Das Portal Lebensmittelwarnung.de rät davon ab, vier Curry-Erzeugnisse des Herstellers zu verzehren: Kichererbsen-, Madras-, Bombay- und Thai-Curry der Marke Tasty Bite. Grund dafür sind wie beim Eis Rückstände von Ethylenoxid – einem farblosen Gas, das eine entwesende und sterilisierende Wirkung hat. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung ist Ethylenoxid erbgutverändernd und krebserzeugend. Einen Grenzwert ohne Gesundheitsrisiko gebe es nicht. Zwar ist Ethylenoxid EU-weit in der Lebens- und Futtermittelproduktion verboten. Doch in etlichen Drittstaaten wird es nach wie vor zum Beispiel zur Bekämpfung von Pilzen und Bakterien verwendet – und kann damit auch in unser Essen gelangen.
Das Problem ist offenbar größer als gedacht. Beim Eis war Ethylenoxid über den damit verunreinigten Zusatzstoff Johannisbrotkernmehl ins Produkt gelangt – auf der Zutatenliste oft als E 410 ausgewiesen. Johannisbrotkernmehl wird heute in vielen Lebensmitteln eingesetzt: als Verdickungsmittel oder Stabilisator beispielsweise in Milchprodukten, Suppen und Dressings, in Marmeladen oder Backwaren.
So warnt das Portal der Bundesländer jetzt auch vor Rote Grütze im Glas der Hamburger Firma Kühne. Nach Bekanntwerden, dass Johannisbrotkernmehl belastet sein kann, habe man vorbeugend umfangreiche Eigenkontrollen veranlasst, erklärt das Unternehmen. Dabei sei in einer zugelieferten Charge Johannisbrotkernmehl für Rote Grütze „eine geringe Belastung mit Ethylenoxid fesgestellt worden, die auch im Endprodukt nachgewiesen wurde“. Betroffen sei ausschließlich die Charge mit dem Code ME 26 und dem Mindesthaltbarkeitsdatum 15.05.2022.
Gesundheitsschädliches Johannisbrotkernmehl ist auch der Grund für zwei weitere Warnungen, die am gestrigen Donnerstagnachmittag auf Lebensmittelwarnung.de eingingen. Die Firma Vefo ruft zwei vegane Käseprodukte wegen Ethylenoxid-Gefahr zurück. Sie wurden bei Lidl verkauft, allerdings nicht in Sachsen.
Angesichts sich häufender Probleme mit dem verbotenen Gas hat das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart gezielt 25 Proben Instant-Nudeln untersucht. Denn auch die Gewürze darin können belastet sein. In elf Produkten sei Ethylenoxid nachweisbar gewesen, teilt das dortige Ministerium für Verbraucherschutz mit. Besonders auffällig waren demnach Nudeln aus Vietnam, gefolgt von Korea und China. Proben aus Thailand, Indonesien und der EU seien dagegen „weitestgehend unauffällig“. Die Hersteller würden nun aufgerufen, die betroffenen Chargen zurückzunehmen. Erste Unternehmen hätten dies bereits getan.
So ruft die Firma Panasia Rabokki-Nudeln der Marke Paldo mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum 27.02.2022 zurück. Im Gewürzpulver der Nudeln wurden Rückstände eines ebenso schädlichen Zwischenprodukts von Ethylenoxid nachgewiesen. „Bei einer täglichen Verzehrmenge von 9,9 Gramm Gewürzmischung ist ein erhöhtes Krebsrisiko nicht auszuschließen“, teilt Geschäftsführer Jong Wan Chung mit und entschuldigt sich bei den Kunden.
Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch fordert in einer Petition mehr Kontrollen auf Ethylenoxid-Rückstände. In Sachsen hat die Landesuntersuchungsanstalt in diesem Jahr bislang elf Gewürz- und vier Sesamproben abschließend auf Ethylenoxid geprüft, erklärt das Sozialministerium Sachsen auf SZ-Anfrage. Keine davon sei zu beanstanden gewesen. Unabhängig davon würden die Lebensmittelüberwachungsämter im Freistaat derzeit verstärkt kontrollieren, ob die reglementierten Lebensmittel auch tatsächlich „vom Markt genommen“ werden.
Weitere Lebensmittel unter Krebsverdacht - Sächsische.de
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