Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 26.07.2021
Foto: Shutterstock/ Voyagerix
Gegen Lebensmittelverschwendung hilft die richtige Lagerung. Dabei gibt es einiges zu beachten. Welches Gemüse mag es kühl, welches dunkel, welches beides? Welche Früchte sollte man besser nicht nebeneinander lagern? ÖKO-TEST erklärt, welche häufigen Fehler dafür sorgen, dass Lebensmittel schneller verderben als nötig.
Dass ein Radieschen nichts mit Radicchio am Hut hat, aber Rotkohl sehr wohl mit Blaukraut, das wissen Sie natürlich. Wer von den vier hat aber eine Sonderbehandlung verdient, bevor er in den Kühlschrank einziehen darf? Warum lassen sich Bananen gerne hängen? Und warum lohnt sich eine Tupperparty im Kühlschrank?
Wir haben acht häufige Versehen gesammelt, die uns beim Aufbewahren und Lagern von Lebensmitteln immer wieder unterlaufen. Wer die folgenden Öko-Tipps berücksichtigt, bekämpft nicht nur Lebensmittelverschwendung, sondern spart auch Geld, weil zukünftig mehr Nahrung auf dem Teller landet – statt in der Tonne.
Verschwendung: vorbeugen statt nachsehen
Wer klug ist, beugt der Lebensmittelverschwendung nicht nur im eigenen Haushalt vor, sondern schon beim Einkauf. Das heißt unter anderem:
- besser mit Einkaufszettel einkaufen
- haltbarere Produkte wählen
- auch "krummem" Obst und Gemüse eine Chance geben
- keine unrealistisch großen Packungsgrößen wählen
- den Unterschied zwischen Verbrauchs- und Mindesthaltbarkeitsdatum kennen (hier erklärt)
- den Kühlschrank richtig einräumen, indem Sie die verschiedenen Kältezonen berücksichtigen
- Lebensmittel so in (Kühl-)Schränke und Regale füllen, dass verderbliche Ware weiter vorne steht und nicht so leicht übersehen wird
Auch so lassen sich Lebensmittel retten – und ein paar Euro noch dazu. Im Folgenden möchten wir Ihnen zeigen, dass Sie einige Nahrungsmittel besser anders lagern sollten, als Sie es vielleicht noch tun. Dazu gehören: Äpfel, Bananen, Backwaren, Pilze, Tomaten, Wurzelgemüse sowie Zitrusfrüchte.
1. Äpfel und Bananen getrennt lagern
Äpfel und Bananen lassen sich zwar gefahrlos vergleichen, man sollte sie aber nicht nebeneinander aufbewahren – zumindest nicht, wenn sich die Bananen ein paar Tage halten sollen. Der Grund: Beide stoßen das Reifegas Ethylen aus und reagieren entsprechend empfindlich darauf.
Das hat zur Folge, dass Bananen neben Äpfeln schneller braun und unansehnlich werden. Auch Äpfel reifen in der Nachbarschaft der gelben Tropenfrüchte schneller nach, da sie aber grundsätzlich robuster sind, macht sich der Effekt bei ihnen nicht so stark bemerkbar.
Am besten werden Bananen deshalb apfelfern gelagert – und zudem hängend. So bekommen die empfindlichen Gelbfrüchte keine Druckstellen. Spezielle Bananenaufhänger bzw. -halter gibt es im Handel, manchmal sogar schon in den Obstkorb integriert (auch als nachhaltiges Geschenk geeignet).
Wenn Sie Lebensmittel, die das Reifegas Ethylen abgeben, nebeneinander lagern, reifen diese schneller nach. Das kann erwünschte oder unerwünschte Folgen haben. (Foto: Miro Poferl)
Tipp: Die Tatsache, dass bestimmte Obst- und Gemüsesorten verhältnismäßig viel Reifegas abgeben, kann man sich natürlich auch zunutze machen: So werden beispielsweise grüne Bananen schneller genießbar, wenn man sie bei Äpfeln und Tomaten lagert.
2. Backwaren aus dem Plastikmantel helfen
Auch wenn Brot im Supermarkt fast immer in der Plastikverpackung angeboten wird, sollten Sie es zu Hause nicht darin aufbewahren. Backwaren bevorzugen eine leicht luftdurchlässige Verpackung; in Plastik bleiben sie zwar saftiger, fangen dafür aber auch schneller an, zu schimmeln. Besser sind Papiertüten, wie es sie – aus gutem Grund – beim Bäcker gibt: Sie lassen genau die richtige Menge Frischluft ans Brot oder Brötchen.
Ein hervorragender Lagerort für Gebackenes ist auch der Brotkasten. Am wohlsten fühlen sich Laiber und Schnitten aber in einem Ton- oder Römertopf. Dort bleibt Brot lange frisch und schimmelfrei zugleich. In den Kühlschrank gehören Backwaren übrigens nicht, dort ist es zu feucht und verkeimt.
3. Essensreste nicht mit Folie abdecken
Was vom Mahle übrig bleibt, wird im Kühlschrank gerne mit Alu- oder Frischhaltefolie abgedeckt. Das belastet aber nur unnötig Umwelt und Geldbeutel.
Greifen Sie statt zur Folie lieber zum Naheliegenden: Für Töpfe wurden Deckel erfunden, kleine und große Schüsseln lassen sich mit Tellern abdecken, Teller umgekehrt mit Schüsseln. Oder, ebenso einfach: Sie füllen Essensreste in eine wiederverwend- und -verschließbare Vorratsdose, das ist am hygienischsten. Die Dose darf dann gerne aus Plastik sein kann, schöner ist allerdings Glas.
Alternative: Frischhalte- oder Alufolie kann auch durch (Bienen-)Wachstücher ersetzt werden, die allerdings auch irgendwann ausgedient haben.
Vorbildlich: Hier sind alle Essensreste unter Dosendach und -fach. (Foto: Shutterstock/Amy Newton-McConnel)
Von Alufolie übrigens ist grundsätzlich abzuraten, denn deren Herstellung ist vergleichsweise umweltschädlich und energieintensiv. Auch kann Aluminium, vor allem bei Kontakt mit salzigen oder sauren Lebensmitteln, von der Folie auf die Nahrung übergehen und dann vom Körper aufgenommen werden.
Mehr des Schwermetalls brauchen wir aber nicht, im Gegenteil: Das Bundesamt für Risikobewertung empfahl zuletzt Ende 2019, die Aluminiumaufnahme zu reduzieren, um mögliche Risiken zu minimieren.
>> Lesen Sie dazu: Aluminium – so schützen Sie sich vor Gesundheitsrisiken
4. Pilze müssen atmen können
"Wir sind die Champignons", singen die Pilze sehr frei nach Queen, "und wir haben es gerne luftig und kühl." Pfifferling & Co. bekommen Sie auf dem Markt häufig in der Papiertüte. Die ist auch als Verpackung optimal, weil sie zugleich für Belüftung sorgt und Feuchtigkeit aufnimmt.
In der Plastikschale, in der Pilze im Supermarkt gerne angeboten werden, sammelt sich hingegen leicht Kondensfeuchtigkeit. Die Pilze werden dann schneller matschig und schimmeln. Dabei sind die Fungi ohnehin leicht verderblich und sollten möglichst frisch genossen werden.
Befreien Sie Pilze nach dem Kauf deshalb zunächst von Plastik, dann vom gröbsten Schmutz (aber nicht waschen) und lagern Sie sie anschließend am besten im Gemüsefach des Kühlschranks. Fürs Außenrum bietet sich eine Pappschale, Papiertüte oder ein sauberes Tuch an.
Schneiden Sie Wurzelgemüse nach dem Kauf das Grün ab. Wenn Sie möchten, mischen Sie es anschließend unter den Salat. (Foto: Shutterstock/Nelli Syrotynska)
5. Wurzelgemüse kühlschrankfertig ent-grünen
Für Radieschen, Karotten und Rote Bete gilt: Wenn man das Grün bald nach dem Kauf entfernt, trocknen die Wurzeln – also das eigentliche Gemüse – nicht so schnell aus. Kraut und Blätter haben dann keine Gelegenheit mehr, der Knolle Wasser zu entziehen. Bei Radieschen kann man zusätzlich die Wurzelchen kappen.
Anschließend gehören Radieschen, Rettich oder Möhre in einer Dose oder in einem feuchten Tuch ins Gemüsefach – dort bleiben sie einige Tage knackig und, als Rettich, scharf.
Tipp: Viele Gemüseblätter müssen nicht in den Biomüll, sondern lassen sich noch essen. Dazu gehören unter anderem Radieschenkraut, aber auch Möhrengrün, Kohlrabi- oder Rote-Bete-Blätter. Sie alle können bedenkenlos den Weg in Salat, Pfanne, Pesto oder einen grünen Smoothie finden. Nur von Rhabarber- und Tomatenblättern sollten Sie die Finger lassen.
>> Lesen Sie auch: Karottengrün: So können Sie das Kraut der Möhre weiterverwenden
6. Tomaten frieren nicht gerne
Tomaten bleiben im Kühlschrank länger frisch? Falsch, dort verlieren sie höchstens an Aroma. Bessere Lagerorte sind die Speisekammer oder schlicht das Büfett, solange es dort nicht zu warm wird. Auch Auberginen, Gurken, Paprika oder Zucchini bevorzugen kühlere Räume, müssen deshalb aber nicht gleich in den Kühlschrank.
Und: Wie oben erwähnt, geben auch Tomaten Reifegas ab und tragen deshalb dazu bei, dass andere empfindliche Nahrungsmittel in ihrer Nähe schneller nachreifen.
Südfrüchte trocknen bei ein bisschen Wärme nicht gleich aus und müssen deshalb nicht extra gekühlt werden. (Foto: Shutterstock/Maria Uspenskaya)
7. Zitrusfrüchte – bitte nicht verkühlen
Zitrusfrüchte werden nicht umsonst zu den Südfrüchten gezählt. Dank ihrer dicken Haut können sie recht gut mit Wärme umgehen. Dafür sind Orangen, Mandarinen, Zitronen & Co. nicht sonderlich scharf auf frostige Grade.
Und bleiben entsprechend länger frisch und köstlich, wenn sie nicht im Kühlschrank lagern müssen, sondern sich bei (angenehm kühler) Zimmertemperatur ausruhen dürfen.
8. Diese Lebensmittel sind keine Kühlschrank-Fans
Übrigens auch keine Kühlschrank-Fans sind die folgenden Produkte – obwohl sie sich in einigen Haushalten genau dort wiederfinden:
- Avocados, sofern unaufgeschnitten
- Bananen bekommen im Kühlschrank schneller braune Flecken
- Knoblauch schimmelt dort schneller
- Honig wird im Kühlschrank höchstens hart, aber nicht haltbarer
- Olivenöl kann flockig werden
- Scharfe Soßen wie Chili, Tabasco & Co. benötigen nur Zimmertemperatur
- Schnaps hält auch ungekühlt praktisch ewig
- Schokocreme kann gar nicht so schnell verderben, wie sie gegessen wird
- Zwiebeln finden es im Kühlschrank zu feucht
Schlecht gelagerte Lebensmittel retten
Übrigens: Selbst Obst und Gemüse, das kurz vor dem Verderben ist, kann oft noch vor der Tonne gerettet werden. Es lässt sich nämlich häufig noch pürieren, einkochen, einfrieren, einlegen oder einmachen, trocknen, sogar fermentieren, kandieren oder räuchern. Befragen Sie für Rezepte und Tipps zum jeweiligen Lebensmittel am einfachsten die Suchmaschine Ihres Vertrauens.
Einige Nahrungsmittel lassen sich auch auf andere Weise vor dem Kompost bewahren. Tipps dazu finden Sie unter: Lebensmittel auffrischen statt wegwerfen.
Die Kollegen von Utopia.de bieten außerdem ein aufwändig gestaltetes Anti-Foodwaste-Poster zum kostenlosen Download an. Auf dem lässt sich ablesen, wie lange welche Nahrungsmittel mindestens haltbar sind und an welchem Ort sie am besten aufbewahrt werden sollten.
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