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Tuesday, June 29, 2021

Wie drei Frauen versuchen, Lebensmittel im Müll zu verhindern - BR24

Etwa ein Kilo Knoblauchzehen wirbelt in einer Schälmaschine umher. Ihr Duft durchströmt die Großküche an der Hochschule Weihenstephan Triesdorf. Hier in Freising entsteht ein Knoblauchaufstrich, entwickelt von den drei Studentinnen Anja Baumgärtner, Franziska Doll und Luisa Pelzer. Damit wollen sie Lebensmittel vor dem Wegwerfen sichern.

Mittlerweile haben sie rund 300 Kilogramm Gemüse retten können, sagt Franziska Doll. Vor allem Tomaten, aber eben auch Knoblauch. Die drei Studentinnen produzierten am Anfang alles per Hand. Inzwischen nutzen sie die Geräte der Hochschule und haben das Start-Up "Sonnengläschen" gegründet.

Tomaten- und Knoblauchaufstrich aus Ausschussware

Aktuell hat Sonnengläschen einen Tomaten- und einen Knoblauchaufstrich im Programm, hergestellt aus Ausschussware. Die drei Lebensmitteltechnologinnen entwickelten die Rezepte selbst. Der Clou: Die Basis der Aufstriche sei immer gleich, dadurch sei das Gemüse austauschbar und viele Varianten möglich.

Luisa Pelzer erklärt, die Menschen sollten verstehen, dass Lebensmittelverschwendung nicht erst im Supermarkt, sondern schon beim Landwirt anfange, also am Anfang der Lieferkette: "Und vielleicht verringern die Leute dann auch in ihrem privaten Haushalt den Müll, den sie produzieren."

73.000 Lastwagen mit Lebensmitteln landen im Müll

Etwa 1,3 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Bayern jährlich unnötig im Müll. Das sind 73.000 vollbeladene Lastwagen. In den letzten acht Jahren habe sich daran kaum etwas geändert, erklärt das bayerische Landwirtschaftsministerium mit Verweis auf eine laufende Studie. Sie soll Ende des Jahres veröffentlicht werden. Mehr als die Hälfte dieser entsorgten Lebensmittel landet beim Verbraucher im Müll, der Rest bei der Produktion, der Verarbeitung, im Handel und in der Gastronomie.

Projekte zur Lebensmittelrettung

Seit 2016 gibt es in Bayern deshalb das Bündnis "Wir retten Lebensmittel" mit Projekten für Handel und Verbraucher. Die Stocky App zum Beispiel soll bei der Essens- und Einkaufsplanung unterstützen. Das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung sei in den letzten Jahren auch deutlich gestiegen, so das Landwirtschaftsministerium. Nur: In messbaren Zahlen zeige sich das bisher kaum. Die Bayern werfen nach einer Studie des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK aber weniger weg als die meisten anderen Bundesländer. Ein möglicher Grund: Die Bayern kochen, so die Studie, überdurchschnittlich viel selbst.

Keine Abnehmer für Knoblauch mit braunen Stellen

Der Knoblauch, der in den Sonnengläschen landet, kommt vom Gut Geratshof in der Nähe von Landsberg am Lech. Landwirt Ludwig Holzapfel stört das Problem mit der Lebensmittelverschwendung ebenfalls. Es widerstrebe jedem, Lebensmittel wegzuwerfen, sagt er. "Das kann mir keiner erzählen. Selbst Supermärkte schmeißen nicht gerne weg. Kein Landwirt, niemand, denn das kostet alles Geld. Das wurde alles erzeugt", so Holzapfel.

Egal, ob zu klein, verfärbt oder beschädigt – die B-Ware sehe nicht perfekt aus, aber die Qualität unterscheide sich meist nicht von der äußerlich makellosen Ware, sagt der Landwirt. Aber es sei ganz oft das äußere Erscheinungsbild, nach dem der Verbrauch kaufe: "Die Supermärkte machen das nicht nur aus Jux und Tollerei, dass sie die Ware nicht annehmen." Auch sie blieben letzten Endes auf der B-Ware sitzen.

Hässlicher Knoblauch landet wieder auf dem Feld

Mit seinen zwölf Mitarbeitern produziert Holzapfel etwa 100 Tonnen Knoblauch pro Jahr, 15 bis 20 Prozent davon sind Ausschuss. Das Problem: Dafür fehlen in Deutschland die Abnehmer. Es gebe Firmen, die Knoblauch für Soßen oder anderes brauchen könnten. Sie kaufen ihn aber günstiger aus dem Ausland, erklärt Holzapfel.

Und so landet der B-Ware-Knoblauch wieder auf dem Feld und wird in die Erde gepflügt, erklärt Holzapfel. Alles andere rechne sich nicht. Um das zu ändern, wandte sich Holzapfel an die Hochschule Weihenstephan. Jetzt kann er zumindest einen kleinen Teil seiner Ausschussware an die Studentinnen von Sonnengläschen verkaufen – zumindest ein Anfang.

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