Nach einem Glas Milch grummelt es plötzlich im Bauch, beim Naschen von Nüssen macht der Kreislauf schlapp, beim Biss in einen Apfel kribbelt der Mund. Eigentlich soll Essen ein Genuss sein, doch die Realität sieht oft anders aus. Jeder dritte Deutsche verträgt verschiedene Lebensmittel nicht. Fünf Millionen Menschen leiden unter einer Allergie. Tendenz steigend. Dabei lassen Formen von allergischen Reaktionen, die so vor Jahren noch nicht aufgetreten sind, Mediziner aufhorchen.
Die Auslöser für eine Unverträglichkeit sind vielfältig – und verändern sich. „Durch neue Ernährungsgewohnheiten sind in den vergangenen Jahren immer neue Allergieauslöser dazugekommen. Die wiederum treiben die Forschungen an, neue Behandlungsmöglichkeiten zu finden“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen. Um über die neuesten Forschungserkenntnisse zu informieren, lädt die Kasse mit dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) zum ersten Online-Lebensmittelallergietag am 20. Juni ein. Los geht es um 10 Uhr. Interessierte können kostenfrei in die Kurzvorträge zu Themen wie Nussallergie, Unverträglichkeit von Laktose, Fruktose und Histamin, Hunde-Therapie oder Zöliakie reinklicken. Eine Voranmeldung ist notwendig.
Vorsicht bei veganen Produkten
Im Mittelpunkt stehen auch vegane Produkte. Gerade hierbei sollten Allergiker vorsichtig sein. Soja, Lupinen und Erbsenprotein können Allergien auslösen. Oft steckt eine sogenannte Kreuzreaktion dahinter. Der Körper reagiert auf ähnliche Allergenstrukturen zum Beispiel in der Birke und im Soja mit Abwehr. Das Immunsystem verwechselt sozusagen die Auslöser. Bekannt ist das von der Birke und dem Apfel. Symptome können Kribbeln im Gaumen, verengte Atemwege, geschwollene Lippen und Kreislaufbeschwerden sein. „Nur die wenigsten wissen, dass sich der Auslöser auch woanders als im rohen Obst verstecken kann, zum Beispiel im veganen Milchersatz, Joghurt- oder Käseersatz“, sagt Sonja Lämmel, Oecotrophologin des DAAB. Für Pollenallergiker könne das zu einem Problem werden, da schonend erhitzte Produkte aus Soja, Lupinen oder Erbsen noch relevante Allergenstrukturen enthalten können. Doch was ist geeignet und was nicht? Darüber klärt Christiane Schäfer, Ernährungswissenschaftlerin und Allergieexpertin, beim Lebensmittelallergietag auf.
Verstärkt beobachtet werden in den vergangenen Jahren allergische Reaktionen, die zwar auch vom Immunsystem gesteuert sind, aber ohne Bildung der spezifischen IgE-Antikörper. „Die klassischen Allergietests fallen daher negativ aus“, sagt Lämmel. Ein Beispiel ist das Food-Protein-Induced-Enterocolitis-Syndrom. Es kommt hauptsächlich im Säuglings- und Kleinkindalter vor. Insbesondere Kuhmilch und Soja, aber auch sonst eher untypische Auslöser wie Reis, Fleisch und Gemüsesorten können zeitverzögert zu Erbrechen, teils blutigen Durchfällen bis hin zu Kreislaufbeschwerden führen. Quaddeln oder asthmatische Symptome treten dabei nicht auf. Bei anderen Sonderformen reagieren Betroffene nach dem Verzehr von Lebensmitteln nur in Kombination mit Triggerfaktoren wie Anstrengung, Alkohol oder Arzneimitteln allergisch. Die Beschwerden können in Form einer Nesselsucht bis hin zum anaphylaktischen Schock auftreten.
In den meisten Fällen lösen aber nach wie vor Grundnahrungsmittel, wie Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse, Weizen, Soja und Fisch, eine Allergie aus. „Es wird versucht, den Auslöser zu vermeiden. Allerdings beeinträchtigt der unabdingbare Verzicht von Lebensmitteln die Lebensqualität der Betroffenen oft stark“, sagt Magerl. „Eine Therapie, die helfen würde, den Auslöser wieder zu tolerieren, wäre ein großer Erfolg“, sagt Lämmel. Aktuelle Studien zu neuen Therapiemöglichkeiten würden vielversprechend verlaufen.
Hoffnung für Lebensmittel-Allergiker - Sächsische.de
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