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Wednesday, April 7, 2021

Gegen Zuckerbomben und Fettfallen - Die Migros führt die Ampel für Lebensmittel ein - BZ Thuner Tagblatt

Rot ist ungesund, Grün gesund: Bis 2025 will die Detailhändlerin den Nutriscore auf allen Eigenmarken platzieren. Wer aber nun fortan zu Produkten mit grüner Wertung greift, ernährt sich trotzdem nicht gesünder.

Mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit auf verarbeiteten Lebensmitteln: Die Migros setzt bei Eigenmarken neu auf den Nutriscore.

Mehr Transparenz und bessere Vergleichbarkeit auf verarbeiteten Lebensmitteln: Die Migros setzt bei Eigenmarken neu auf den Nutriscore.

Foto: Urs Jaudas

Dorschfilet ist nicht gleich Dorschfilet. Das macht ein Blick auf die Verpackung der tiefgekühlten Fischprodukte der Migros deutlich: Das panierte Fischfilet erhält ein A auf der Nutriscore-Skala, die «Filets Gourmet» aber nur ein D. Der Grund für die unterschiedliche Bewertung findet sich in den Nährwerten der beiden Produkte. Je mehr Fette oder Salz sich im Produkt befindet, desto schlechter schneidet es auf der Lebensmittelampel ab.

Seit vergangenem August testet die Migros den Nutriscore auf einigen Pelican-Tiefkühlprodukten und dem vegetarischen Sortiment von Cornatur, das Tofuprodukte oder Gemüseplätzli bietet. Jetzt führt der Grossverteiler die Lebensmittelampel neu auf Eigenprodukten ein. Die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden hätten gezeigt, dass sich «eine Mehrheit der Befragten eine einfache Orientierung auf weiteren Produkten wünschen», sagt Migros-Sprecherin Cristina Maurer Frank. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum neuen Ampelsystem.

Wie ist die Lebensmittelampel zu verstehen?

Der Nutriscore ist eine Skala, die positive und negative Nährwerte verarbeiteter Lebensmittel anzeigt. Sie geht vom grünen A (positiv) bis zum roten E (negativ) und ist auf den Produktverpackungen zu finden. Die Note, die ein Produkt erhält, hängt von seiner Zusammensetzung der positiven und negativen Eigenschaften ab. Berechnet wird der Nährwert-Score auf Basis der Daten der Nährwertdeklaration für 100 Gramm des Produkts. Zu den positiven Nährwerten zählen Früchte, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, aber auch einige Öle, Eiweiss und Ballaststoffe. Negative Bewertungsfaktoren sind Zucker, Salz, der Kaloriengehalt und gesättigte Fettsäuren. Je mehr negative Zusätze ein Produkt hat, desto mehr rutscht es also auf der Bewertungsskala in den roten Bereich.

Vegi-Schnitzel ist nicht gleich Vegi-Schnitzel.

Vegi-Schnitzel ist nicht gleich Vegi-Schnitzel.

Foto: PD

Auf welchen Migros-Produkten ist die Ampel zu finden?

Bisher sind 30 Pelican- und Cornatur-Produkte mit dem Nutriscore versehen, online ist dieser aber schon für all diese Produkte abrufbar. Wo die Ampel noch fehle, werde sie beim nächsten Verpackungsneudruck angepasst, sagt Migros-Sprecherin Maurer. Ausgeweitet wird die Lebensmittelampel auf eine Auswahl der Migros-Eigenmarken. Bis Ende Jahr sollen mehrere Hundert Artikel den Nutriscore tragen. Und bis 2025 soll dieser dann auf den Produkten der rund 150 Eigenmarken zu finden sein. Darunter fallen Marken wie M-Classic, V-Love oder You. Anfang Juni kommt zudem das Brotsortiment hinzu. Insgesamt werden rund 430 Frischbrote den Nutriscore erhalten.

Welchen Nutzen hat der Nutriscore für eine gesunde Ernährung?

Michael Siegrist, Professor für Konsumentenverhalten an der ETH Zürich, warnt davor, dem Nutriscore eine zu grosse Bedeutung zuzusprechen. Die Lebensmittelampel verbessere das Einkaufsverhalten der Kundinnen und Kunden nicht unbedingt, meint der Experte. Verschiedene Studien hätten gezeigt, dass sich die Kaufentscheidungen der Konsumentinnen und Konsumenten, die mit dem Nutriscore versehene Produkte auswählten, kaum von denen derer unterschieden, die den Einkauf ohne Einblick in die Lebensmittelampel tätigten. «Es gibt keine gute Evidenz, dass der Nutriscore dazu führt, dass sich die Menschen ausgewogener ernähren», folgert Siegrist.

Wenn es um die Vergleichbarkeit von Produkten gehe, helfe ein Nutriscore zwar. «Aber man muss auch wissen, dass der Konsument nicht vollkommen naiv ist», sagt der Experte. Dieser wisse schon bis zu einem Grad, welche Produkte empfehlenswert sind und welche nicht. «Wer zudem ausschliesslich Produkte mit grüner Bewertung kauft, ernährt sich deswegen nicht zwingend ausgewogen», sagt Siegrist. Denn der Nutriscore befindet sich nur auf verarbeiteten Produkten. Wichtig für eine ausgewogene Ernährung seien aber immer noch Obst und Gemüse.

Wer nutzt den Nutriscore bereits?

In der Schweiz verwenden die internationalen Nahrungsmittelkonzerne Danone und Nestlé den Nutriscore. Letzterer will die Ampel bis Ende dieses Jahres auf all seinen Produkten in der Schweiz einführen. Der deutsche Discounter Aldi kennzeichnet seit letztem Sommer einige seiner Eigenprodukte mit der Ampel, und Grossverteiler Coop testet den Nutriscore seit September 2020 bei der vegetarischen Linie Délicorn. «Zu gegebener Zeit werden wir diese Testphase und das weitere Vorgehen evaluieren», sagt eine Sprecherin auf Anfrage.

Im Ausland gibt es den Nutriscore schon länger. Frank­reich kennt die Ampel bereits seit 2017, und in Belgien und Spanien wurde sie 2018 eingeführt. In Deutschland ist die Lebensmittelampel seit letztem November eine offiziell anerkannte Kennzeichnung auf Lebensmitteln. Die Verwendung bleibt jedoch freiwillig.

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