Lange Schlangen vor den Kasse, quengelnde Kinder – der Einkauf im Supermarkt kann gerade in Corona-Zeiten anstrengend sein. Ganz abgesehen davon, dass möglicherweise zu viel im Einkaufswagen landet und später weggeworfen werden muss. Um das zu vermeiden, haben fünf Frankfurter das Start-up Grovy gegründet, einen Lieferdienst für Lebensmittel, die online bestellt und aus zwei zentralen Lagern in der Frankfurter Innenstadt mit dem Fahrrad nach Hause geliefert werden, und zwar recht schnell, innerhalb von 15 Minuten.
Die Idee hatten Chris Adam und sein Bruder Justin, wenig später kamen noch Bruder Andreas als Berater hinzu und das Brüderpaar Georgis und Thomas Asmerome. Alle fünf sind in Frankfurt aufgewachsen und haben schon in anderen Unternehmen gearbeitet. Das Startkapital in sechsstelliger Höhe finanzierten sie aus Ersparnissen.
Mit Grovy verfolgen die Jungunternehmer das Ziel, das Konsumverhalten auf lange Sicht zu ändern. Statt des üblichen Großeinkaufs sollen Kunden nur die Lebensmittel bestellen, die sie wirklich brauchen, auch kleine Mengen. Der Mindestbestellwert liegt bei einem Euro, die Lieferkosten fix bei 1,95 Euro je Bestellung.
Nerv getroffen
Mit dieser Idee treffen die Gründer offenbar einen Nerv. Viele Kunden bestellten häufiger am Tag. „Manchmal ist man morgens zum Frühstück zum ersten Mal da und sechs Stunden später schon wieder mit der Lieferung fürs Abendessen“, sagt Georgis Asmerome. 70 Kuriere liefern für Grovy, die meisten auf Nebenjob-Basis. Auch die Asmerome-Brüder steigen regelmäßig aufs Fahrrad. Zwölf Mitarbeiter sind inzwischen fest angestellt.
Zwei der vier Lebensmittellager, 90 und 250 Quadratmeter groß, liegen an der Mainzer Landstraße und der Konstablerwache, weitere gibt es in Frankfurt-Sachsenhausen sowie in Mainz. Jeweils 15 E-Bikes und Lastenräder stehen vor der Tür, gemietet vom Frankfurter E-Bike-Verleiher Pedelity. Das 15-Minuten-Versprechen gilt bisher nur für die Innenstadt, inklusive Nordend, Sachsenhausen und Bockenheim. In Mainz ist der Lieferstart nach Ostern geplant.
Aktuell hat Grovy rund 1500 Artikel im Angebot, die von Großhändlern, Frischezentren und Handelsgenossenschaften bezogen werden und in der Regel teurer sind als im Supermarkt. Zum Sortiment gehören neben Hafermilch, Spülmittel und Marmelade auch frisches Obst und Gemüse sowie Tiefkühlware, Fleisch, Wurst und Fisch.
In Zukunft sollen noch mehr frische Produkte und Biowaren dazukommen, außerdem mehr vegane und vegetarische Artikel. „Das Mindesthaltbarkeitsdatum haben wir immer im Hinterkopf“, sagt Chris Adam. Um Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu bewahren, schnürt Grovy auch Pakete für die Bewegung „Too Good to Go“, über deren App Lebensmittel vor Ablauf der Mindesthaltbarkeit zu einem günstigeren Preis gekauft werden können.
Wer das 15-Minuten-Versprechen in der Innenstadt testet, wird nicht enttäuscht. Schon zwei Minuten nach der Bestellung meldet die App: Der „Picker“, also der zuständige Mitarbeiter im Lager, hat die Bestellung an den Fahrer übergeben, fünf Minuten später klingelt es schon an der Tür. Maximal 15 Minuten Fahrzeit könnten sie in 97 Prozent aller Fälle einhalten, sagt Chris Adam. Dauere es einmal länger, handle es sich in der Regel um höchstens drei, vier Minuten. Im Schnitt schafften es die Fahrer in weniger als zehn Minuten.
Expansion geplant
Die Gründer haben schon Pläne für den Ausbau. Die Expansion in weitere Großstädte ist geplant, dazu laufen Gesprächen mit Investoren.
Das Liefergeschäft hat sich gut entwickelt. Schon am Anfang wurden jede Woche 1000 Bestellungen auf den Weg gebracht. Inzwischen seien die täglichen Bestellungen dreistellig. „Die Zahlen verdoppeln sich jede Woche“, sagt Justin Adam, mit 25 Jahren der Jüngste im Bunde und zuständig fürs Management. 75 bis 80 Prozent der Neukunden kämen wieder. In der Regel sind es Konsumenten im Alter zwischen 20 und 55 Jahren. Da Grovy viel über die sozialen Medien agiere, sei es schwierig, Kontakt zu älteren Kunden aufzubauen.
Lebensmittel in 15 Minuten geliefert - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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