Halberstadt/Langenstein l Fleisch, Obst, Gemüse, Milch und Käse direkt beim Bauern oder Honig beim Imker einkaufen, ist ein Trend, der immer mehr Liebhaber findet. Meist sind dafür zeitaufwendige Wege erforderlich, um Produkte aus der Region direkt beim Erzeuger erwerben zu können. Anne Neumann will das in ihrer Heimatregion ändern.
Gemeinsam mit Freunden aus Halberstadt, Wernigerode und Langenstein möchte die Langensteinerin, die in Berlin als Juristin arbeitet, Erzeuger und Verbraucher auf kurzen Wegen zusammen bringen. Hintergrund dafür ist, dass es in ihrem Heimatdorf Langenstein mittlerweile kein einziges Geschäft mehr gibt. Als letztes schloss im vergangenen Jahr der Bäcker seine Pforte. Langenstein soll daher Standort der Initiative „Marktschwärmerei“ werden. 120 dieser Marktplätze für regionale Produkte gibt es in derzeit Deutschland bereits. Im Harzkreis bislang noch nicht. Wobei sich in Quedlinburg derzeit ebenfalls eine „Marktschwärmerei“ im Aufbau befindet.
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Anne Neumann lernte die Vorteile der „Marktschwärmerei“ in Berlin kennen und ist dort selbst seit etwa drei Jahren Kundin. Sie verfolgt ein Ziel: die Marktschwärmerei unbedingt in ihrer Heimat aus der Taufe zu heben. „Lebensmittel sollen aus ihrer Anonymität geholt werden. Kauft man sie im Discounter, weiß doch heute niemand mehr, wo sie herkommen und wer sie produziert. Das will ich gemeinsam mit Freunden ändern“, sagt Anne Neumann. Ihrer Meinung nach habe die Harzregion genug Potenzial dafür.
Brücke bauen zwischen Erzeugern und Kunden
Die junge Frau möchte eine Brücke bauen, um Erzeuger und Kunden direkt zusammenzubringen. Nach ihren Worten ein Konzept, das regionale Betriebe unterstützt und damit stärkt. Zumal die Erlöse fast vollständig bei den Betrieben bleiben würden. Die Kunden könnten wiederum direkt vor Ort frische Lebensmittel erwerben. „Lebensmittel bekommen damit sozusagen wieder ein Gesicht. Das ist wesentlicher Bestandteil der Initiative“, betont Anne Neumann.
Das Konzept hinter der Idee ist im Grunde genommen einfach. „Die Erzeuger präsentieren ihre Produkte, die sie im Moment anbieten, im Internet online auf der Plattform der Marktschwärmerei. Die Konsumenten können diese Lebensmittel und Waren auf der Plattform online erwerben und in der Folgewoche an einem Verteilort (Schwärmerei) abholen“, erklärt die Langensteinerin. Die Schwärmerei sei gleichzeitig ein Ort des Austauschs, denn die Erzeuger sind direkt vor Ort. Kunden können sich so über die Waren und die Erzeuger erkundigen. „Wir sind schon sehr begeistert von dem Konzept. Die Bürger können fast vor der Haustür frische Waren aus der Region bekommen und sich regional und nachhaltig ernähren.“ Aus dem virtuellen Marktplatz wird quasi im nächsten Schritt einer zum Anfassen.
Bauern und andere Erzeuger müssten sich keinem Preisdiktat fügen. Sie legen ihre Preise selbst fest. „Bei einem Einkauf im Wert von über 100 Euro bleiben 81,65 Euro beim Erzeuger. Der Rest verbleibt beim Marktschwärmer-Team (10 Euro) und den Gastgebern (8,35 Euro)“, informiert Anne Neumann. Davon könnte man natürlich als Organisator nicht leben. Für sie und ihre Freunde sei es daher eher ein ehrenamtlichen Engagement, um das gute Konzept umzusetzen und die Region wirtschaftlich zu beleben.
Markt soll einmal wöchentlich stattfinden
Die Marktschwärmerei würde sich auch der Problematik Klimawandel stellen. Denn bedingt vom Faktor Regionalität, legen die Produkte maximal eine Entfernung von 40 Kilometern zurück, um zum Kunden zu kommen, so Anne Neumann. Flugzeuge, Schiffe oder Lkw, die Hunderte oder Tausende Kilometer zurücklegen, um Waren zu den Märkten zu bringen, wären überflüssig. Derzeit sei sie dabei, Kontakte zu Erzeugern in der Region zu knüpfen. Dabei gebe es große Fortschritte. Im Harz und Vorharz gebe es viele Spezialitäten, die in Familienbetrieben produziert werden und die direkt vermarktet werden können. „Es wäre toll, wenn noch viele weitere dazukommen würden.“
m nächsten Schritt kümmert sich Anne Neumann derzeit um einen Marktplatz. Also einem Ort, wo sich Erzeuger und Kunden dann treffen können. Langenstein würde sich dafür anbieten, ist sie überzeugt. Das Dorf würde zentral liegen und kurze Wege sowohl für Erzeuger als auch für die Verbraucher gewährleisten. Selbst unter den derzeitigen Corona-Auflagen wäre das Abhalten des Marktes kein Problem, weil er unter freiem Himmel einmal pro Woche stattfinden soll. Sie könnte sich als Standort den Schäferhof gut vorstellen.
„Mit den Marktschwärmern aus Quedlinburg, die bereits kurz vor dem Start stehen, kann ich mir eine Partnerschaft vorstellen“, betont die Langensteinerin. Erzeuger, die dort ihre Waren anbieten, könnten das auch in der Region um Halberstadt tun.
Anne Neumann hofft auf weitere Unterstützer und Erzeuger, die sich an der Marktschwärmerei beteiligen wollen. Für Rückfragen ist sie unter Telefon 01 75/ 8 55 68 22 oder per E-Mail an marktschwaermerhalberstadt@gmail.com zu erreichen.
Halberstadt/Langenstein: Ein Gesicht für Lebensmittel aus dem Harz - Volksstimme
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