Der Druck auf die Freiburger Tafel bleibt hoch. Der Zugang an Neumitgliedern bleibt begrenzt. Und: Die übrig gebliebenen Lebensmittel aus dem Handel reichen nicht mehr aus. Die Tafel muss weiterhin Ware zukaufen.
1100 Kundinnen und Kunden hat die Freiburger Tafel aktuell. Dahinter stehen insgesamt rund 2300 Menschen, die sich in der sozialen Einrichtung mit Lebensmitteln versorgen. Die Tafel kam durch die große Nachfrage an neuer Kundschaft schon mehrfach an ihre Grenzen. An Ostern mussten die Neuaufnahmen gestoppt werden. Nichts ging mehr. "Andere Tafeln mussten diesen Schritt schon viel früher machen", berichtet die Vorsitzende Theobald. Seit Mitte September können nun wieder neue Kunden nachrücken – allerdings in begrenzter Zahl. Maximal 25 Neuaufnahmen pro Woche sind möglich. Die Neukunden können dann erst einmal nur nachmittags einkaufen. So will man den Andrang entzerren. "Bis zum Jahresende sind schon alle Aufnahmetermine ausgebucht", so Annette Theobald. Es sei sehr hilfreich, dass beim Aufnahmeprozess über das Jobcenter finanzierte Dolmetscher dabei seien.
Und auch im Laden selbst sind Übersetzer da, auch um das Prinzip Tafelladen zu erklären. Das Aufnahmebüro findet sich in den neuen Räumen des ehemaligen Waschhauses, das umgebaut wurde und im Juli bezogen werden konnte. 170 bis 180 Kunden kommen pro Tag zur Tafel. Ein Einkauf pro Kunde ist maximal zwei Mal pro Woche möglich. Alle Tafelläden funktionieren eigentlich nach dem Prinzip, dass überschüssige Lebensmittel, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind, an von Armut betroffenen Menschen abgegeben werden. "Leider funktioniert dieser Grundsatz, dass wir nur aufarbeiten, was sonst weggeworfen würde, derzeit überhaupt nicht", beschreibt Theobald die Situation in Freiburg. Die überschüssigen Lebensmittel seien deutlich weniger geworden – wohl auch aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation, wie man bei der Tafel vermutet: "Wir nehmen an, dass die Geschäfte noch genauer und vorsichtiger kalkulieren", so Theobald.
Bei gleichzeitig gestiegenem Andrang heißt das, dass die Tafel Grundnahrungsmittel zukaufen muss. Sie tut das in der Region etwa auf Bauernhöfen. "Das ist alles natürlich viel aufwändiger", so die Vorsitzende. Molkereiprodukte werden bei der Schwarzwaldmilch gekauft. Nach wie vor bekommt die Tafel auch viele Lebensmittelspenden von Firmen und Privatleuten. Und es gibt für den notwendigen Zukauf auch Lebensmittel-Patenschaften für 50 Euro. Die Tafel bekommt nach wie vor auch viel Unterstützung durch Sponsoren und durch Service-Clubs. Hinzu kommen – gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit – viele verschiedene Benefizaktionen und Benefizkonzerte.
Hilfreich in dieser Situation ist auch der Tafelgarten, in dem Gemüse und Kräuter angebaut werden. Aus diesem Garten konnten in diesem Jahr immerhin 378 Kisten voll mit Ware geliefert und dann im Laden angeboten werden. Der Zukauf werde so lange notwendig sein, wie der Ukrainekrieg dauert. Danach hoffen die Verantwortlichen, dass man das Zukaufen wieder zurückfahren kann.
Zehn Hauptamtliche arbeiten für die Tafel, dazu gekommen rund 180 Ehrenamtliche, die sich engagieren. "Wir haben bei dem großen Ansturm alle Hände voll zu tun – aber wir kriegen es immer irgendwie hin", sagt Vorsitzende Annette Theobald.
Tafel muss weiter Lebensmittel zukaufen - Freiburg - badische-zeitung.de
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