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Thursday, May 11, 2023

Inflation: Preisauftrieb bei Lebensmitteln lässt nach - DER SPIEGEL - DER SPIEGEL

Einkauf in einem Supermarkt (Symbolbild)

Einkauf in einem Supermarkt (Symbolbild)

Foto: Martin Wagner / IMAGO

Nicht mehr ganz so stark steigende Lebensmittelpreise haben die deutsche Inflationsrate im April auf den niedrigsten Stand seit über einem halben Jahr gedrückt. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung bestätigte. Das ist niedrigste Teuerungsrate seit August 2022. Im März lag sie noch bei 7,4 Prozent, im Januar und Februar bei je 8,7 Prozent.

»Die Inflationsrate hat sich damit den zweiten Monat in Folge abgeschwächt, bleibt jedoch auf einem hohen Niveau«, sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Ruth Brand. »Die Nahrungsmittel bleiben auch im April der stärkste Preistreiber unter den Waren und Dienstleistungen im Warenkorb.«

Zugleich ist es aber die Entwicklung bei Nahrungsmitteln, die für leichte Entspannung sorgt: Denn Lebensmittel verteuerten sich »nur noch« um 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nach 22,3 Prozent im März. Damit schwächte sich der Preisauftrieb in diesem Bereich erstmals in diesem Jahr wieder ab: Im Januar hatten die Nahrungsmittelpreise um 20,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen, im Februar waren es 21,8 Prozent.

Besonders stark verteuerten sich zuletzt:

  • Molkereiprodukte (+34,8 Prozent)

  • Brot und Getreideerzeugnisse (+21,3 Prozent)

  • Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchte (+19,7 Prozent)

  • Zucker, Marmelade, Honig und anderen Süßwaren (+19,6 Prozent)

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    Von März auf April sanken die Lebensmittelpreise um 0,8 Prozent und damit erstmals seit rund zwei Jahren, wie der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, sagte. »Das macht Hoffnung, dass auch bei der Lebensmittelinflation der Höhepunkt jetzt klar hinter uns liegt.« Lebensmittel seien zum einen teurer geworden, weil die Weltmarktpreise für Agrarprodukte gestiegen waren. Zum anderen, weil Energie teurer geworden war, die etwa zum Heizen von Gewächshäusern eingesetzt wird. »Beide Faktoren sind inzwischen weggefallen«, sagte Dullien.

    Energie verteuerte sich mit 6,8 Prozent erneut unterdurchschnittlich, aber etwas stärker als zuletzt (März: +3,5 Prozent). Haushaltsenergie kostete 21,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Überdurchschnittlich erhöhten sich hier die Preise für Erdgas (+33,8 Prozent) sowie für Brennholz, Holzpellets oder andere feste Brennstoffe (+29,8 Prozent). Auch für Strom (+15,4 Prozent) und Fernwärme (+12,3 Prozent) mussten die Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen. Leichtes Heizöl verbilligte sich dagegen um 21,8 Prozent, Kraftstoffe um 9,4 Prozent.

    Dienstleistungen kosteten im Schnitt 4,7 Prozent mehr als im April 2022, wobei die Wohnungsmieten erneut um zwei Prozent anstiegen.

    Von März auf April stiegen die Verbraucherpreise insgesamt um 0,4 Prozent. Auch hier bestätigte die Wiesbadener Behörde eine erste Schätzung.

    EZB könnte Zinsen weiter anheben

    Bundesbankpräsident Joachim Nagel sprach sich für weitere Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) aus. »Wir sind mit den Zinserhöhungen noch nicht am Ende, da gibt es noch was zu tun«, sagte Nagel im Deutschlandfunk. Die Geldpolitik müsse hartnäckig bleiben, denn die Inflation erweise sich oft als ein sperriges Phänomen.

    Die EZB hat ihren Leitzins zuletzt in der vergangenen Woche von 3,5 auf 3,75 Prozent angehoben. Viele Analysten rechnen allerdings damit, dass von den zuletzt kräftigen Tarifabschlüssen – etwa im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen – neuer Preisdruck ausgehen wird. Unternehmen könnten versuchen, die gestiegenen Personalkosten an die Kunden weiterzureichen. »Wir schauen uns das natürlich aufmerksam an, inwieweit dies die Geldpolitik konterkarieren könnte«, sagte Bundesbankchef Nagel dazu. »Aus meiner Sicht sind die Tarifabschlüsse sicherlich als hoch zu werten, aber sie sind aus einer geldpolitischen Sicht durchaus beherrschbar.«

    Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst sei zwischen Bund und Ländern getroffen worden. Tatsächlich sind es Bund und Kommunen. Wir haben die Stelle korrigiert.

    mmq/Reuters/dpa

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