Das Kabinett hat heute (21.12.) Eckpunkte für eine „Ernährungsstrategie der Bundesregierung“ beschlossen. „Ich möchte den Leuten nicht vorschreiben, was sie essen sollen. Ich möchte dafür sorgen, dass es für alle Menschen in Deutschland möglich ist, sich gut und gesund zu ernähren“, sagte aus diesem Anlass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne).
Sein Ressort hat das heute vorgelegte Papier ausgearbeitet. Zentrales Ziel ist eine stärker pflanzenbasierte Ernährung. Der Anteil an Biolebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung soll entsprechend dem Ausbauziel für die Biolandwirtschaft von 30 Prozent gestärkt werden.
Wirtschaft gegen Diskriminierung einzelner Lebensmittel
Die Reaktionen auf das Eckpunktepapier fielen gemischt aus. Der Lebensmittelverband Deutschland begrüßte, dass die Bundesregierung dem wichtigen Thema Ernährung einen hohen Stellenwert beimesse. Allerdings lehnte der Verband eine „einseitige Förderung eines vorgegebenen Ernährungsstils durch den Staat“ ab.
Auch der Deutsche Bauernverband (DBV) wertete das Papier teils kritisch und teils positiv. Der DBV sprach sich nachdrücklich dagegen aus, bestimmte Lebensmittel zu diskriminieren. Staatliche Kampagnen gegen tierische Lebensmittel seien unangebracht.
Gemeinschaftsverpflegung soll der Hebel zu gesunder Ernährung werden
Nach eigenen Angaben will die Bundesregierung mit der Ernährungsstrategie „einen Beitrag zur Transformation des Ernährungssystems“ leisten und die Rahmenbedingungen und Strukturen schaffen, dass alle Menschen in Deutschland sich gesund und nachhaltig ernähren können.
Özdemir sagte, die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Kantinen oder Krankenhäusern sollte als Hebel genutzt werden, um allen Bürgern die Erfahrung mit guten, leckeren und gesunden Mahlzeiten zu ermöglichen. Wer die Erfahrung mache, wie gut Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte schmeckten, greife vielleicht seltener zum beliebtesten Kantinengericht der Deutschen, der Currywurst mit Pommes.
Bis Ende 2023 soll die Ernährungsstrategie vorliegen
Die Ernährungsstrategie soll dafür Sorge tragen, dass Zucker, Fette und Salz in verarbeiteten Lebensmitteln weiter reduziert werden. Außerdem soll die Lebensmittelverschwendung verringert werden, indem über die gesamte Kette Lebensmittelabfälle halbiert werden. Die Bundesregierung will die Ernährungsstrategie bis Ende Juni 2023 ausformulieren und beschließen. Dabei sollen Vertreter von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft eingebunden werden.
Gute Ernährung ist schon jetzt möglich
Der Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbandes Deutschland, Christoph Minhoff, vertrat allerdings die Auffassung: „Wir sind davon überzeugt, dass schon heute eine gute und ausgewogene Ernährung für alle in Deutschland lebenden Menschen grundsätzlich möglich ist.“ Minhoff gab zu Bedenken, dass ein pflanzlich, ökologisch oder nahezu unverarbeiteter Ernährungsstil nicht für jede funktioniere. Für manche Verbraucher sei es wichtig. dass es Lebensmittel gebe, die verzehrfertig seien.
Lebensmittelbranche will wieder mitreden bei der Ernährungsstrategie
Der Dachverband will sich dafür einsetzen, dass im Rahmen der Ernährungsstrategie weder einzelne Lebensmittel noch damit verbundene Lebenswirklichkeiten diskreditiert würden. Außerdem stellte der Verband fest, dass Fragen der Machbarkeit, Folgenabschätzungen und Finanzierungsmöglichkeiten bisher nicht ausreichend berücksichtig würden.
Minhoff kündigte an, der Lebensmittelverband werde über diese und weitere Punkte konstruktiv mit dem Ministerium debattieren. Nach der Auftaktveranstaltung zur Arbeit an der Ernährungsstrategie im Juni hatte der Verband noch die Zusammenarbeit mit dem Ministerium aufgekündigt, weil offenbar kein ergebnisoffener Dialog geführt werden solle. Nun kehrt die Vertretung der Lebensmittelbranche an den Verhandlungstisch zurück.
Weniger Fleisch, mehr Bio: Eckpunkte von Özdemirs Ernährungsstrategie - agrarheute.com
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