
Die 9-jährige Samira auf dem Weg zum Unterricht in einem Waisendorf in Kabul. Gemeinsam mit über 130 anderen Kindern lebt die junge Afghanin hier im Shamsa Children´s Village, wo sie unter anderem Mathematik, Englisch und den Umgang mit Computern lernt.
Samira, Waisenkind aus Afghanistan
»Mein Vater ist gestorben. Ich möchte Doktorin werden. Ich möchte meinem Heimatland dienen und vor Krankheiten retten.«
Doch seit der Machtübernahme der Taliban im August steht das vor allem durch Spenden aus dem Ausland finanzierte Waisenhaus vor großen Schwierigkeiten. Die Grundversorgung samt Finanzsystem im ganzen Land ist am Kollabieren, internationale Gelder, auch für humanitäre Hilfe, wurden eingefroren, um nicht der Taliban-Regierung in die Hände zu fallen.
Ahmed Khalil Mayan, Leiter Waisenhaus
»Wir haben nicht genug Mittel, die Spenden sind leider gleich Null. Die Bankgeschäfte sind sehr begrenzt. Sie stellen nur 200 Dollar pro Woche zur Verfügung. Ein so großes Projekt kann nicht mit 200 Dollar betrieben werden. Wir haben Probleme, Lebensmittel und andere notwendige Dinge für diese Kinder zu beschaffen.«
In ganz Afghanistan, wo in den letzten 40 Jahren zehntausende Menschen im Krieg getötet wurden, sind die zahlreichen Waisenhäuser wichtige Herbergen. Nicht nur Waisen, sondern auch verstoßene Kinder und Frauen finden hier Zuflucht. Doch in Einrichtungen wie dem Shamsa Children´s Village laufen nun die letzten Reserven aus – was dann aus den Kindern wird, ist kaum absehbar. Der Versuch sie woanders unterzubringen scheiterte.
Ahmed Khalil Mayan, Leiter Waisenhaus
»Von 137 Kindern haben wir einige zu ihren Familien und Verwandten geschickt, weil wir nicht in der Lage waren, sie zu ernähren, aber jetzt kommen sie einer nach dem anderen zurück und wir haben Probleme.«
Neben Hunger, Kälte und Obdachlosigkeit, droht den Jungen die Rekrutierung durch die Taliban für den Kampf und den Mädchen die Zwangsverheiratung.
Bei einer digitalen G20-Sondersitzung vor wenigen Tagen sagte unter anderem die EU Hilfsgelder in Höhe von über einer Milliarde Euro zu. Die UN solle die Hilfe koordinieren, um eine humane Katastrophe abzuwenden. Wann und wie das genau ablaufen soll, ist noch nicht bekannt.
Nach Uno-Angaben sind rund 18 Millionen Afghanen – und damit die Hälfte der Gesamtbevölkerung – auf humanitäre Hilfe angewiesen. 93 Prozent der Haushalte haben nicht genug zu essen. Das Kinderhilfswerk UNICEF befürchtet, dass ohne Hilfe bis Jahresende rund eine Million Kinder in Afghanistan an Hunger sterben könnten.
Waisenhaus in Kabul: »Wir haben Probleme, Lebensmittel für die Kinder zu beschaffen« - DER SPIEGEL
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