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Sunday, May 30, 2021

Schlechte Ökobilanz: Tricks und Täuschungen mit "regionalen" Lebensmitteln - rbb24

Schlechte Ökobilanz - Tricks und Täuschungen mit "regionalen" Lebensmitteln

Immer mehr Menschen greifen beim Einkauf zu regionalen Produkten. Die Frische der Ware, die Förderung der heimischen Landwirtschaft und kurze Transportwege sind die größten Verkaufsargumente. Allerdings ist der Begriff "regional" nicht wirklich definiert.

Das rbb-Verbrauchermagazin SUPER.MARKT hat im Rahmen einer Stichprobe in Supermärkten und Discountern Lebensmittel, die mit regionalem Bezug werben, und Bio-Produkte verglichen. Das Ergebnis: Regionale Produkte waren gegenüber konventionellen Waren doppelt so teuer.

Unterlassungserklärung von Lidl

Aber bei Lebensmitteln, die Regionalität suggerieren, lohnt der genaue Blick auf die Herkunft: Äpfel der Rewe-Regionalmarke kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, Tomaten von Lidl aus Bayern und Eisbergsalat von Penny aus Hessen mit mehr als 550 Kilometer Fahrstrecke. Besonders dreist: Eine Lidl-Eier Packung mit der Aufschrift "Aus Solidarität: Mit dem Kauf dieser Eier unterstützen sie unsere Landwirte" enthielt Eier aus den Niederlanden (aus Bodenhaltung).

In diesem Zusammenhang musste Lidl gerade eine Unterlassungserklärung abgeben. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale Brandenburg verstößt diese Werbung gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb "und sei zur Täuschung geeignet." Denn Verbraucher*innen assoziierten mit "unseren Landwirten" deutsche Bauern und erwarteten deshalb keine Eier aus den Niederlanden. Nach Recherchen von SUPER.MARKT sind die Eier immer noch im Handel und dürfen im Rahmen einer Aufbrauchfrist noch bis Mitte Juni verkauft werden.

Das Problem: Der Begriff "regional" ist rechtlich nicht geschützt und bietet somit reichlich Spielraum für Interpretationen, wie Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg schildert: "Jeder Hersteller, jeder Händler kann sagen: Meine Kriterien sind die und die und deswegen bewerbe ich ein Produkt als 'regional'. Da guckt niemand hin und kontrolliert, ob diese Standards auch eingehalten werden." Reinke rät Kund*innen, genau hinzusehen, um welche Art von Regionalwerbung es konkret geht - ob es sich um eine ganz allgemeine Werbung handelt oder ob es detaillierte Aussagen gibt wie zum Beispiel: "100 Prozent der Zutaten kommen aus der Region."

Regionale Lebensmittel vor allem saisonal einkaufen

Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg hat sich mit der Frage beschäftigt, ob Bioprodukte unter Umweltaspekten die bessere Wahl wären. Das ist jedoch nicht unbedingt der Fall. Für eine Studie wurden zahlreiche konventionell erzeugte Lebensmittel mit Bioprodukten verglichen. Doch nicht nur Transportwege fallen dabei ins Gewicht, wie Guido Reinhardt, im rbb-Fernsehen schildert. "Wir waren sehr überrascht, dass Biolebensmittel nicht immer einen besseren CO2-Fußabdruck haben als konventionelle Lebensmittel. Das hängt eben damit zusammen, dass mehr Fläche benötigt wird beim Biolandbau", sagt Reinhardt. Dennoch müsse man sehr deutlich sagen, dass Biolebensmittel eine höhere Umweltschutzleistung bringen. "Es werden keine Pestizide eingesetzt und es wird Naturschutz und Biodiversitätsschutz betrieben."

Die Empfehlung laute deshalb, regionale Lebensmittel vor allem saisonal zu kaufen, so Reinhardt weiter. "Denn wenn Obst und Gemüse nur aus der Region kommt, aber in energieintensiven beheizten Gewächshäusern produziert wurde – zum Beispiel Tomaten im Februar oder auch November, dann ist die Ökobilanz besonders schlecht, obwohl es regional produziert wurde."

Sendung: rbb SUPER.MARKT, 31.05.2021, 20:15 Uhr

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